Trauer in der Kinderwunschzeit

Trauer in der Kinderwunschzeit

Viele Menschen verbinden Trauer mit dem Tod. Jemand ist gestorben, und ich trauere um den Verstorbenen – oder auch nicht. Doch Trauergefühle treten nicht nur in diesem Fall auf. Sie kommen bei Verlusten aller Art: eine Beziehung geht in die Brüche, Kinder ziehen aus, man verliert seinen Job oder muss ihn wechseln – um nur einige zu nennen.

Denn nicht nur Menschen können sterben und uns fehlen, genauso Hoffnungen, Wünsche und Beziehungen. Unser Leben unterliegt stetiger Veränderung. Was gestern noch sicher schien, ist heute schon zweifelhaft. Die Konstanz nimmt ab. Trauer findet sich deshalb auch außerhalb des Sterbens, bei Veränderungen jeglicher Art: bei Umstrukturierungen im Job, bei einem Umzug in eine neue Stadt oder auch, wenn auf meinem Lieblingsfleckchen Natur plötzlich ein Neubau entsteht.

Genauso hast du es mit Trauer zu tun, wenn du dich „nur“ von einer Vorstellung verabschieden musst. Gerade in der Kinderwunschzeit passiert das regelmäßig. Mit jeder Regelblutung, mit jedem Negativ stirbt gefühlt dein Baby. Wenn dann noch Fehlgeburten dazukommen, kann es richtig schlimm für dich werden, denn zum Verlust kommt noch die Angst davor, dass es auch später wieder schiefgehen könnte. Trauer ist genauso da, wenn du dich vom Kinderwunsch ganz verabschieden musst.

 

Trauer ist …

Trauer, wie wir sie heute verstehen, ein emotionaler Zustand. Ein Gefühl. Ein seelischer Schmerz. Wir sind zornig, fassungslos, ohnmächtig, wütend oder auch betäubt. Etwas hat sich verändert, dass sich unserem Einfluss entzieht. Genau das passiert, wenn du nicht schwanger wirst oder die Schwangerschaft nicht hält. Da ist etwas, was du nicht verändern kannst, mit dem du dich abfinden sollst. Aber wie oft schreit alles in dir: „Ich will das nicht!“ oder „Das muss doch klappen!“

Ob die Situation ,wie beim Tod eines geliebten Menschen, real besteht oder es sich nur um den Verlust einer Erwartung, wie zum Beispiel beim unerfüllten Kinderwunsch, handelt, ist für das Empfinden von Trauer völlig egal. Die Situation sagt nichts darüber aus, wie tiefgreifend dein Schmerz ist. Auch spielt es keine Rolle, ob deine Mitmenschen deine Trauer nachvollziehen können. Deine Trauer ist genauso individuell wie du.

Trauer ist auch nicht miteinander vergleichbar, denn jeder Mensch fühlt anders. Je nachdem, welche Erfahrungen er in seinem bisherigen Leben gemacht hat. Oder welche Emotionen er in sich trägt. Dieselbe Situation kann für den einen schmerzhaft sein, für den anderen nicht oder nicht in dem Maße.

Trauerprozesse können Jahre dauern. Manche Menschen kommen z.B. nie über den Verlust einer Schwangerschaft oder den unerfüllten Kinderwunsch hinweg. Andere wiederum passen sich recht schnell an die neuen Verhältnisse an. Das bedeutet aber nicht, dass die einen richtig und du vielleicht falsch trauerst. In der Trauer gibt es kein Richtig und kein Falsch, sondern nur deine persönliche Trauer.

 

Trauer versteckt sich oft

Viele Menschen bringen Trauer nur mit dem Tod in Verbindung. Gerade beim unerfüllten Kinderwunsch kommt es oft dazu, dass Trauer verneint wird. Stattdessen sind sie

  • verzweifelt, weil sich keine Schwangerschaft einstellen will,
  • wütend, weil eine kinderreiche Familie in der Nachbarschaft noch ein Kind bekommt,
  • sauer auf ihre Freundin, die sich darüber beschwert, wie furchtbar anstrengend ihre Kinder sind und du doch froh sein kannst, keine zu haben,
  • erbost darüber, dass die Kosten für eine künstliche Befruchtung weiter steigen.

Hinter all diesen Gefühlen steckt die Trauer: darum, dass die Familie, die du dir erträumt hast, so nicht zu Stande gekommen ist. Oder dass du keine Schwangerschaft erleben darfst, obwohl es offensichtlich bei „allen anderen“ so einfach geht. Ich möchte dir Mut machen, in Situationen, die mit Wut und Verzweiflung, aber auch Antriebslosigkeit und Ohnmacht verbunden sind, genauer hinzuschauen. Warum bist du gerade wütend? Was hast du verloren und was fehlt dir jetzt?

Es kann hilfreich sein, diese versteckte Trauer hervorzuholen und ihr Platz und Raum zu geben. Trauer ist aus meiner Sicht ein wichtiger Bestandteil eines Veränderungsprozesses. Solange ich nicht um das, was war (zum Beispiel nach einer Fehlgeburt), oder das, was ich mir gewünscht habe, trauere, unterdrücke ich die Trauer nur. Sicher kann ich irgendwie weitermachen, aber sie wird sich irgendwann wieder bemerkbar machen. Außerdem wird es so schwerer für dich, dich auf die veränderte Situation einzulassen.

 

Warum wir uns so schwer damit tun, Trauer auch woanders zu sehen

Noch vor einigen Jahrzehnten waren Trauer und Trauerprozess dem Tod vorbehalten. Wenn jemand starb, wurde getrauert. Es war eher eine Zeitspanne. Es gab zum Beispiel das Trauerjahr, in dem schwarz getragen wurde. Danach war die Trauerzeit offiziell vorbei. Gefühle spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle. Es wurde getrauert, auch wenn man den Verstorbenen vielleicht gar nicht leiden konnte. Das „gehörte sich so“.

Da die Menschheitsgeschichte bis vor wenigen Jahrzehnten auch in Deutschland von immer wiederkehrenden Kriegs- und Hungerzeiten geprägt war, war für Trauer über den Todesfall hinaus kein Platz. Menschen starben oft jung, viele noch im Säuglings- und Kleinkindalter. Fehl- und Todgeburten waren an der Tagesordnung. Der Tod war allgegenwärtig. Geburt und Tod bestimmten vielmals das Leben.

Das änderte sich erst mit der Verbesserung der medizinischen Versorgung. Viele Krankheiten, die früher einem Todesurteil gleichkamen, sind heute behandelbar. Gerade die gute medizinische Versorgung und die Fortschritte in der Reproduktionsmedizin vermitteln oft den Eindruck, dass – wenn es schon nicht auf natürlichem Wege klappt – es mithilfe von Ärzten ganz einfach ist, schwanger zu werden.

Doch ,dass gerade letzteres so nicht stimmt, stellen regelmäßig viele Frauen und Paare fest. Versuch um Versuch schlägt fehl. Denn es gibt zwar eine Chance auf eine Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung, aber keine Garantie. Und selbst wenn eine Schwangerschaft eintritt, so besteht weiterhin das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt. Dieses Risiko ist bei Schwangerschaften nach künstlichen Befruchtungen sogar erhöht.

 

Wie kann ich mit Trauer umgehen?

Ein erster Schritt zum Umgang mit der Trauer bei unerfülltem Kinderwunsch ist aus meiner Sicht, sie anzuerkennen. Sie ist da. Hier in dir. Vielleicht fragst du dich, worum du trauerst. Was hast du verloren? Was war vorher da und ist jetzt weg? Neben der Trauer um ein verlorenes Baby kann das auch die Hoffnung auf ein Leben mit einem eigenen Kind sein. Oder um deine Vorstellung von Familie. All das kann dich aus der Bahn werfen. Ob andere Menschen das ebenso fühlen, spielt für deine Trauer keine Rolle.

Deine Trauer will von dir gesehen werden. Schau sie dir an. Welche Gefühle löst sie in dir aus? Wenn es dir möglich ist, dann lass sie da sein. Du kannst dir hierfür auch Unterstützung durch eine gute Freundin oder eine Therapeutin holen. Gerade, wenn du den Eindruck hast, dass deine Gefühle dich überwältigen könnten oder du über längere Zeit gar nichts mehr fühlen kannst, ist Hilfe von außen zu empfehlen. Du musst da nicht allein durch.

Gib dir Zeit. Es gibt keine feste Zeit, nach der du „zu Ende getrauert“ oder dich von deinem Kinderwunsch verabschiedet haben musst. Das ist bei jeder Frau/jedem Paar und auch je nach dem, wie deine Kinderwunschzeit verlaufen ist, unterschiedlich. Du wirst spüren, wann es dir besser geht. Auch wenn es Jahre dauert – niemand hat das Recht dir zu sagen, dass es nun aber mal genug ist. Du darfst so lange trauern, wie du es brauchst.

Verzweifle nicht, wenn du den Eindruck hast, dass es nicht vorwärts geht oder es Rückschläge gibt. Trauerprozesse verlaufen gerade auch bei unerfülltem Kinderwunsch nicht linear. Schwangerschaften im Umfeld können alles wieder aufbrechen lassen. So wird es immer wieder gute oder auch schlechte Tage geben. Ich wünsche dir alles Gute für diese Zeit.

Achte auf dich.

Negative Einstellungen in der Kinderwunschzeit

Negative Einstellungen in der Kinderwunschzeit

 

Der Mensch ist ein äußerst ökonomisches Wesen. Wir funktionieren so super und können so hohe Leistungen erbringen, da wir alltägliche Prozesse und Erfahrungen auf ihre Gemeinsamkeiten reduzieren. Alles was sich wiederholt, in gleicher oder ähnlicher Form, wird in einem Muster zusammengefasst.

Dies dient zum einem der oben erwähnten Ökonomie in den alltäglichen Abläufen und anderseits auch der schnellen Erkennung von Gefahren.

Unsere Erfahrungen prägen uns. Sie prägen unsere emotionalen, gedanklichen und Verhaltensmuster bis hin zu den körperlichen Prozessen, denen ich mich in meinem nächsten Artikel widmen werde.

Von klein auf machen wir uns ein Bild von uns selbst, anderen Menschen und der Welt im Allgemeinen.  Gerade frühen Erfahrungen in den Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, meist den Eltern, prägen dabei unser Selbstbild und Weltbild am stärksten und stabilsten. Fühlen wir uns von unseren Eltern angenommen und geliebt und schaffen sie es, uns zu geben, was wir brauchen, dann wenn wir es brauchen, entwickeln wir ein positives Bild von uns selbst, den anderen und der Welt. Mangelt es jedoch an den lebensnotwendigen Dingen, so bleiben Unsicherheit und Selbstzweifel.

Negative Einstellungen sich selbst gegenüber, bilden sich z.B. durch abwertende Aussagen oder offensichtloch abwertendes Verhalten anderer, vor allem unserer Eltern, uns gegenüber. Bilden sich dadurch Einstellungen, die sich mit den Aussagen unserer Bezugspersonen decken, so bezeichnet man das als explizite Glaubenssätze. Denn man kann sie ohne weiteres zuordnen und aussprechen. Haben sich solche Überzeugungen jedoch daraus entwickelt, wie man auch auf subtilerer Ebene mit uns umgegangen ist, so bestimmen sie zwar unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten, aber es dürfte schwerfallen, sie spontan ausformulieren. Sie sind auch nicht so einfach einer bestimmten Person(-engruppe) zuzuordnen, die an der Entstehung beteiligt war. Um sie aufdecken, muss man oft zwischen den Zeilen lesen und vor allem über einen längeren Zeitraum genau beobachten. Diese Form bezeichnet man als implizite Glaubenssätze.

Eltern sind nicht perfekt und bringen meist ihre eigenen Bindungserfahrungen mit. Dies kann dazu führen, dass sie keine stabile Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Das Kind fühlt sich dann vielleicht nicht ausreichend geliebt, gesehen, anerkennt oder verstanden. Dadurch wird es sich selbst als minderwertig, falsch und anders empfinden. Es wird vielleicht das Gefühl haben, Gutes nicht zu verdienen oder auch davon ausgehen, dass bei ihm sowieso immer alles schief geht. Viele von uns kennen solche oder ähnliche Gedanken mehr oder weniger.

Gerade in belastenden Situationen, zu denen der unerfüllte Kinderwunsch ohne Frage zählt, treten destruktive Muster besonders gern auf den Plan. Sie bestätigen uns darin, dass wir ja eh nichts hinbekommen, es nicht verdienen, nichts wert sind, immer alles falsch machen und/oder wahrscheinlich sowieso kein/e gute/r Mutter/Vater wären. So absurd es klingt, auch wenn wir uns selbst runtermachen, so soll uns dies schützen. Unsere Psyche versucht uns plausibel zu erklären, wieso uns das geschieht. Das Gefühl zu verstehen, wieso etwas so und nicht anders ist, nimmt schon mal einen Teil der Ohnmacht. Dabei ist unerheblich, ob es der Wahrheit entspricht.

Wieso ist es so wichtig, dass wir diese Muster erkennen und verändern?

Wenn dich zum Beispiel das Muster bestimmt, dass du sowieso keine gute Mutter wärst, dann kann dies deinen Kinderwunsch entscheidend behindern. Außerdem machen dir selbstabwertende Muster die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Gut für dich zu sorgen bedeutet auch und vor allem gut über dich zu denken.

Erkennst du dich in den Beschreibungen oben wieder, dann lade ich dich ein, deine selbstschädigenden Muster aufzudecken und sie zu ändern, in dir nützliche Muster.

Schauen wir uns zunächst deine expliziten Glaubenssätze an.

Anleitung -1-

Schreibe spontan negative Gedanken auf, die dir im Zusammenhang mit deinem Kinderwunsch, regelmäßig das Leben schwer machen.

  • Handelt es sich dabei um allgemeine Denkmuster, wie „Wieso sollte bei mir auch mal was klappen?“ oder sind es eher

spezifische Denkmuster den Kinderwunsch betreffend: „Ich bin zu blöd zum Kinderkriegen.“?

Die Unterscheidung ist insofern wichtig, da hinter den spezifischen, immer noch globale Abwertungsmuster stehen, die dann ebenso noch identifizieren müssen werden.  Hierzu kannst du ganz allgemeine Glaubensätze aufschreiben, die dir regelmäßig das Leben schwer machen.

Anleitung -2-

Stelle dir vor, du bist schon Mutter/Vater und dein Kind würde solche selbstabwertende Sätze über sich sagen. Was würdest du ihm sagen?

  • Versuche seine Aussagen in positive umzuformulieren.
  • Finde eine Formulierung, die du mit Überzeugung auch für dich vertreten kannst. Denn dann kannst du sie gut verinnerlichen und sie zu spontanen Denkmustern verfestigen. Du datest dich sozusagen auf den aktuellen Stand deines Lebens up. Bei unserem Computer machen wir das ständig, bei uns selbst sind wir da oft nachlässig. Dabei kann sich das nicht nur positiv auf dein Seelenleben in der Kinderwunschzeit auswirken, sondern auch auf deine Fruchtbarkeit.

Aber Achtung. Es ist nicht immer so leicht sein Denken zu ändern. Zum einen braucht alles, ob Denken, Fühlen oder Handeln 120 Wiederholungen, ehe es zur Gewohnheit wird. Zum anderen kann es auch sein, dass hinter den negativen Einstellungen traumatische Erfahrungen stehen. Dann kann man nicht einfach umdenken und alles ist gut. Dann reicht ein up-date nicht aus. Da braucht es zusätzlich noch eine traumatherapeutische Aufarbeitung des Geschehens.

Auch wirst du merken, dass du immer wieder in alte Denkmuster verfällst, vor allem zu Beginn der Veränderung. Das ist nicht schlimm, wer stolpert und wieder aufsteht, fasst Vertrauen.

Um die neuen Einstellungen zu verfestigen, kann es helfen, sie gut sichtbar aufzuhängen oder sie sich täglich einmal durchzulesen.

Am effektivsten ist es, sie in einem Zustand tiefer Entspannung, wie beim autogenen Training, der Shavasana beim Yoga oder beim Meditieren, immer wieder mantraähnlich zu wiederholen. Dann gehen sie tief ins Unterbewusstsein und verfestigen sich schneller, als wenn du sie im Stress des Alltages „trainierst“.

Wenn du das Gefühl hast, dass dich unbewusste Muster sabotieren, können dir folgenden Anleitungen helfen.

Anleitung -3-

Denke zurück an Situationen, in denen du etwas erlebst hast, das dich enttäuscht hat oder noch anderweitig belastet. Vielleicht fühlt es für dich dann ganz selbstverständlich so an, als hättest du nichts Gutes oder wärest selbst schuld. Versuche zu greifen, wie du das Geschehen aus der Sicht von Urvertrauen: „Ich komme alles was ich brauche, dann wenn ich es brauche.“ bzw. Urmisstrauen: „Ich bin nicht sicher, ob ich das was ich brauche, dann wenn ich brauche bekomme.“, betrachtest. Hast du innere Sicherheit, dass doch noch alles gut wird oder zweifelst du oder gehst gar davon aus, dass du deine Ziele sowieso nicht erreichen wirst.

  • Versuche deine Gefühle und Gedanken, die im Hintergrund wirken zu fassen und auszuformulieren. Fertige dazu zunächst ein Mindmap an, wo du alles einfach ohne Zensur niederschreibst. Falls du noch kein Kernwort, also sozusagen den Titel, hast, lass in der Mitte des Blattes einfach Platz.
  • Lies dir deine Notizen nochmal durch und versuche Zusammenhöriges farblich gleich zu markieren.
  • Formuliere nun einen Glaubenssatz, der die Inhalte der Mindmap zusammenfasst und das Wirken dieses Musters in deinem Leben zum Ausdruck bringt.
  • Reduziere die Aussage auf ein Wort. Dies kannst du als Kernwort verwenden, falls du noch keines hast oder wenn es sich besser anfühlt, das vorhandene ersetzen.

Diese Aufgabe kannst du sooft wiederholen, bis du alle impliziten Glaubensätze aufgedeckt hast. Nun soll es darum gehen sie zu deinstallieren bzw. zu aktualisieren.

Anleitung -2-

  • Lade deinen aufgedeckten Glaubenssatz zu einem Gespräch am runden Tisch ein. Neben dir sitzt noch ein innerer stärkender Anteil. Gib beiden einem Namen und schreibe einen Dialog zwischen euch dreien. Dabei ist es wichtig, dass du den negativen Glaubenssatz nicht angreifst. Dieser innere Anteil hat dir geholfen, dich so zu halten, dass du früher überleben konntest. Doch heute schadet er dir mehr, als er dir nutzt. Doch davon weiß er nichts.

Was haben die verschiedenen Gesprächspartner zu sagen? Du als der erwachsene Part musst das Gespräch leiten und zu einem gütlichen Ende führen.

  • Welche Aufgabe hat der bisher negative Anteil? Und wie kannst du seine Fähigkeiten heute nutzen. Welche Aufgabe kann er ab nun übernehmen oder kann er zur Ruhe kommen? Versuche in einem Bild die Fähigkeiten darzustellen und deren bisherige Aufgabe. Stelle ein Transformation dieser Funktionen im Hier und Jetzt dar.

Ich hoffe, du bist deinen negativen Glaubenssätzen auf die Spur gekommen und konntest sie entschärfen und befrieden. Nimm dich an und lerne dich zu lieben.

Ich wünsche dir eine WUNDERvolle Zeit!

Ein emotionaler Erste-Hilfe-Kasten für Kinderwunschkrisen

Ein emotionaler Erste-Hilfe-Kasten für Kinderwunschkrisen

Für körperliche Verwundungen und Schmerzen haben wir regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kasten zur Hand. Er befindet sich zum Beispiel in deinem Auto. Wenn du an einen Unfallort kommst oder du oder ein Mitfahrer sich verletzt, hast du alle Hilfsmittel dabei, um Erste Hilfe leisten zu können: Pflaster, Verbandsmaterial, Gummihandschuhe, eine Rettungsdecke. Doch wie sieht es in seelischen Krisen, wie dem unerfüllten Kinderwunsch aus?

Wenn es uns seelisch schlecht geht, fehlt uns oft die Erste Hilfe. Dabei benötigen seelische Verletzungen genauso eine Wundversorgung wie körperliche. Abhilfe kann hier ein emotionaler Erste-Hilfe-Kasten bringen. Diesen kannst du dir recht einfach selbst schaffen. Du schaust, was dir hilft, wenn es dir nicht gut geht. Das kann ein heißes Bad sein. Oder eine große Tafel Schokolade. Einige schwören auf Joggen. Wichtig ist nur, dass es dir Entlastung bringt.

Um den emotionalen Erste-Hilfe-Kasten immer parat zu haben, empfehle ich dir, dich in einer ruhigen halben Stunde einmal hinzusetzen und zu überlegen, was dir bislang in Stresssituationen oder Krisen geholfen hat, dich zu stabilisieren. Du kannst dich fragen: Was lässt mich aufatmen? Wobei kann ich zu mir kommen? Schreibe es auf, lege es dir an einen guten Ort, damit du sie bei Bedarf immer zur Hand hast.

 

Erste Hilfe für Notlagen

Jeder hat einen im Auto, viele auch einen zu Hause: den Erste-Hilfe-Kasten. Der eine oder andere besucht regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs, um seine Kenntnisse aufzufrischen. Wenn du oder jemand in deinem Umfeld dann verletzt ist, kannst du gut und sicher helfen. Pflaster, Verbandsmaterial, Schere, Gummihandschuhe – alles ist schnell zur Hand. Soweit zu den physischen Verletzungen.

Doch wie sieht es bei psychischen Verletzungen aus. In einer seelischen Krise, wie wenn sich dein Kinderwunsch wieder und wieder nicht erfüllt, stehst du oftmals hilflos da und weißt nicht, was du tun solltest. Du bräuchtest ein Pflaster, um deinen seelischen Schmerz zu bedecken. Oder einen Verband, um die Wunde, die das Ausbleiben einer Schwangerschaft oder deren Verlust geschlagen haben, zu verbinden. Doch wo bekommst du die jetzt her?

Normalerweise wissen wir, was uns gut tut. Wenn wir im „Normalmodus“ sind, erinnern wir uns gut daran, was uns unterstützt. In Krisensituationen jedoch vergessen wir diese Dinge oft. Wir fühlen uns überrumpelt, ohnmächtig, kraftlos. Alles ist zu viel. Die einfachsten Dinge, die uns helfen könnten, fallen uns dann nicht mehr ein.

Natürlich kannst du versuchen, deinen Schmerz zu betäuben. Viele Menschen probieren das. Das „Angebot“ dafür ist vielfältig: Alkohol, Beruhigungstabletten, weiche und harte Drogen. Doch unabhängig davon, dass all diese Dinge nicht gut für eine eventuell doch spontan auftretende Schwangerschaft sind, betäuben sie eben nur. Sie übertünchen den Schmerz, die Wunde. Sie helfen aber nicht beim Heilen, sie überdecken die Verletzung nur. Die seelische Wunde darunter bleibt erhalten. Sie schmerzt, sobald die Betäubung nachlässt.

 

Auch seelische Notlagen benötigen eine Erste Hilfe

Was dir stattdessen helfen kann, ist ein emotionaler Erste-Hilfe-Kasten. Einen, der dir in verschiedenen seelischen Notlagen und Krisen – nicht nur beim unerfüllten Kinderwunsch – zuverlässig zur Seite steht. Der dir hilft, den Schmerz, der dich quält, erträglicher zu gestalten, ohne zu betäuben. Der dir deine Handlungsfähigkeit in Zeiten tiefer seelischer Ohnmacht zurückgibt.

Diesen emotionalen Erste-Hilfe-Kasten kannst du nicht kaufen. Aber du kannst ihn dir selbst zusammenstellen. Hinein kommt alles, was dir bisher bei seelischen Tiefs geholfen hat. Nimm dir am besten einen Zettel und eine halbe Stunde Zeit. Schreibe auf, was dir Entlastung bringt. Frage dich: Was hat mir bisher geholfen in schwierigen Situationen? Wenn du bereits schwere Krisen überwunden hast: Was hat mir damals Entlastung gebracht? Werte nicht, schreibe einfach auf.

Wenn du fertig bist, lies dir deine Liste durch. Spüre bei jedem Punkt nach, wie er dir damals geholfen hat. Fühle, ob dir dieser „Verband“ vielleicht auch jetzt weiterhelfen könnte. Merkst du, dass du ruhiger wirst, dein Atem entspannter fließt, bist du auf einem guten Weg. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du die Erste-Hilfe-Maßnahme auch einfach ausprobieren und schauen, ob sie dich jetzt weiterbringt.

 

Was gehört alles in den emotionalen Erste-Hilfe-Kasten?

In den emotionalen Erste-Hilfe-Kasten gehört alles, was dir gut tut. Meiner enthält unter anderem folgende Dinge:

  • ein heißes Bad,
  • auf dem Sofa in eine warme Decke kuscheln,
  • eine Tafel Nussschokolade oder eine Packung Kakaomandeln,
  • ein Waldspaziergang allein,
  • ein gutes Buch lesen,
  • meinen Frust ins Tagebuch schreiben.

Natürlich gibt es viel, viel mehr, was helfen kann. Vieles ist auch vom jeweiligen Gefühl abhängig, welches dich jetzt gerade überrollt. Bei Wut kann ein Boxsack hilfreich sein. Bei Antriebslosigkeit eine heiße Schokolade mit Sahne. Für was auch immer du dich entscheidest – wichtig ist, dass es dir hilft. Lass den inneren Kritiker außen vor, der dir sagt, dass beispielsweise Schokolade dick macht. Oder ein heißes Bad zu viel Energie verbraucht. Hier geht es nur darum, dass es dir gut tut. Dein eventuell vorhandenes schlechtes Gewissen kannst du auch später noch pflegen. In Notlagen und Kristen darf es gern frei haben.

Wie der Begriff „Erste Hilfe“ schon sagt, geht es hier in erster Linie um eine schnelle Hilfe in emotionalen Notlagen und Krisen. Davon unabhängig sind Hilfen und Unterstützung, wenn es dir dauerhaft nicht gut geht. Scheue dich auch hier nicht, dir Unterstützung von außen zu holen. Manchmal braucht es das.

Ich empfehle dir, deinen emotionalen Erste-Hilfe-Kasten an einer gut sichtbaren Stelle zu deponieren. So hast du ihn jederzeit zur Hand, wenn dich zum Beispiel der Schmerz darüber überrollt, dass es wieder nicht geklappt hat, oder du gerade nicht mehr weiter weißt. Er steht dir dann wie auch ein „normaler“ Erste-Hilfe-Kasten im Notfall immer zur Verfügung.

Natürlich kannst du den Inhalt deines Kastens regelmäßig durchsehen und ergänzen. Oder die Dinge herausnehmen, die nicht so gut funktionieren. Es ist dein emotionaler Erste-Hilfe-Kasten. Er soll dir helfen. Damit du auch in der Kinderwunschzeit wieder in ein seelisches Gleichgewicht zurückfindest.

Achte auf dich.

Negative Einstellungen in der Kinderwunschzeit

Negative Einstellungen in der Kinderwunschzeit

Der Mensch ist ein äußerst ökonomisches Wesen. Wir funktionieren so super und können so hohe Leistungen erbringen, da wir alltägliche Prozesse und Erfahrungen auf ihre Gemeinsamkeiten reduzieren. Alles was sich wiederholt, in gleicher oder ähnlicher Form, wird in einem Muster zusammengefasst.

Dies dient zum einem der oben erwähnten Ökonomie in den alltäglichen Abläufen und anderseits auch der schnellen Erkennung von Gefahren.

Unsere Erfahrungen prägen uns. Sie prägen unsere emotionalen, gedanklichen und Verhaltensmuster bis hin zu den körperlichen Prozessen, denen ich mich in meinem nächsten Artikel widmen werde.

Von klein auf machen wir uns ein Bild von uns selbst, anderen Menschen und der Welt im Allgemeinen.  Gerade frühen Erfahrungen in den Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, meist den Eltern, prägen dabei unser Selbstbild und Weltbild am stärksten und stabilsten. Fühlen wir uns von unseren Eltern angenommen und geliebt und schaffen sie es, uns zu geben, was wir brauchen, dann wenn wir es brauchen, entwickeln wir ein positives Bild von uns selbst, den anderen und der Welt. Mangelt es jedoch an den lebensnotwendigen Dingen, so bleiben Unsicherheit und Selbstzweifel.

Negative Einstellungen sich selbst gegenüber, bilden sich z.B. durch abwertende Aussagen oder offensichtloch abwertendes Verhalten anderer, vor allem unserer Eltern, uns gegenüber. Bilden sich dadurch Einstellungen, die sich mit den Aussagen unserer Bezugspersonen decken, so bezeichnet man das als explizite Glaubenssätze. Denn man kann sie ohne weiteres zuordnen und aussprechen. Haben sich solche Überzeugungen jedoch daraus entwickelt, wie man auch auf subtilerer Ebene mit uns umgegangen ist, so bestimmen sie zwar unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten, aber es dürfte schwerfallen, sie spontan ausformulieren. Sie sind auch nicht so einfach einer bestimmten Person(-engruppe) zuzuordnen, die an der Entstehung beteiligt war. Um sie aufdecken, muss man oft zwischen den Zeilen lesen und vor allem über einen längeren Zeitraum genau beobachten. Diese Form bezeichnet man als implizite Glaubenssätze.

Eltern sind nicht perfekt und bringen meist ihre eigenen Bindungserfahrungen mit. Dies kann dazu führen, dass sie keine stabile Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Das Kind fühlt sich dann vielleicht nicht ausreichend geliebt, gesehen, anerkennt oder verstanden. Dadurch wird es sich selbst als minderwertig, falsch und anders empfinden. Es wird vielleicht das Gefühl haben, Gutes nicht zu verdienen oder auch davon ausgehen, dass bei ihm sowieso immer alles schief geht. Viele von uns kennen solche oder ähnliche Gedanken mehr oder weniger.

Gerade in belastenden Situationen, zu denen der unerfüllte Kinderwunsch ohne Frage zählt, treten destruktive Muster besonders gern auf den Plan. Sie bestätigen uns darin, dass wir ja eh nichts hinbekommen, es nicht verdienen, nichts wert sind, immer alles falsch machen und/oder wahrscheinlich sowieso kein/e gute/r Mutter/Vater wären. So absurd es klingt, auch wenn wir uns selbst runtermachen, so soll uns dies schützen. Unsere Psyche versucht uns plausibel zu erklären, wieso uns das geschieht. Das Gefühl zu verstehen, wieso etwas so und nicht anders ist, nimmt schon mal einen Teil der Ohnmacht. Dabei ist unerheblich, ob es der Wahrheit entspricht.

 

Wieso ist es so wichtig, dass wir diese Muster erkennen und verändern?

Wenn dich zum Beispiel das Muster bestimmt, dass du sowieso keine gute Mutter wärst, dann kann dies deinen Kinderwunsch entscheidend behindern. Außerdem machen dir selbstabwertende Muster die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Gut für dich zu sorgen bedeutet auch und vor allem gut über dich zu denken.

Erkennst du dich in den Beschreibungen oben wieder, dann lade ich dich ein, deine selbstschädigenden Muster aufzudecken und sie zu ändern, in dir nützliche Muster.

Schauen wir uns zunächst deine expliziten Glaubenssätze an.

Anleitung -1-

Schreibe spontan negative Gedanken auf, die dir im Zusammenhang mit deinem Kinderwunsch, regelmäßig das Leben schwer machen.

  • Handelt es sich dabei um allgemeine Denkmuster, wie „Wieso sollte bei mir auch mal was klappen?“ oder sind es eher

spezifische Denkmuster den Kinderwunsch betreffend: „Ich bin zu blöd zum Kinderkriegen.“?

Die Unterscheidung ist insofern wichtig, da hinter den spezifischen, immer noch globale Abwertungsmuster stehen, die dann ebenso noch identifizieren müssen werden.  Hierzu kannst du ganz allgemeine Glaubensätze aufschreiben, die dir regelmäßig das Leben schwer machen.

 

Anleitung -2-

Stelle dir vor, du bist schon Mutter/Vater und dein Kind würde solche selbstabwertende Sätze über sich sagen. Was würdest du ihm sagen?

  • Versuche seine Aussagen in positive umzuformulieren.
  • Finde eine Formulierung, die du mit Überzeugung auch für dich vertreten kannst. Denn dann kannst du sie gut verinnerlichen und sie zu spontanen Denkmustern verfestigen. Du datest dich sozusagen auf den aktuellen Stand deines Lebens up. Bei unserem Computer machen wir das ständig, bei uns selbst sind wir da oft nachlässig. Dabei kann sich das nicht nur positiv auf dein Seelenleben in der Kinderwunschzeit auswirken, sondern auch auf deine Fruchtbarkeit.

Aber Achtung. Es ist nicht immer so leicht sein Denken zu ändern. Zum einen braucht alles, ob Denken, Fühlen oder Handeln 120 Wiederholungen, ehe es zur Gewohnheit wird. Zum anderen kann es auch sein, dass hinter den negativen Einstellungen traumatische Erfahrungen stehen. Dann kann man nicht einfach umdenken und alles ist gut. Dann reicht ein up-date nicht aus. Da braucht es zusätzlich noch eine traumatherapeutische Aufarbeitung des Geschehens.

 

Auch wirst du merken, dass du immer wieder in alte Denkmuster verfällst, vor allem zu Beginn der Veränderung. Das ist nicht schlimm, wer stolpert und wieder aufsteht, fasst Vertrauen.

Um die neuen Einstellungen zu verfestigen, kann es helfen, sie gut sichtbar aufzuhängen oder sie sich täglich einmal durchzulesen.

Am effektivsten ist es, sie in einem Zustand tiefer Entspannung, wie beim autogenen Training, der Shavasana beim Yoga oder beim Meditieren, immer wieder mantraähnlich zu wiederholen. Dann gehen sie tief ins Unterbewusstsein und verfestigen sich schneller, als wenn du sie im Stress des Alltages „trainierst“.

 

Wenn du das Gefühl hast, dass dich unbewusste Muster sabotieren, können dir folgenden Anleitungen helfen.

 

Anleitung -3-

Denke zurück an Situationen, in denen du etwas erlebst hast, das dich enttäuscht hat oder noch anderweitig belastet. Vielleicht fühlt es für dich dann ganz selbstverständlich so an, als hättest du nichts Gutes oder wärest selbst schuld. Versuche zu greifen, wie du das Geschehen aus der Sicht von Urvertrauen: „Ich komme alles was ich brauche, dann wenn ich es brauche.“ bzw. Urmisstrauen: „Ich bin nicht sicher, ob ich das was ich brauche, dann wenn ich brauche bekomme.“, betrachtest. Hast du innere Sicherheit, dass doch noch alles gut wird oder zweifelst du oder gehst gar davon aus, dass du deine Ziele sowieso nicht erreichen wirst.

  • Versuche deine Gefühle und Gedanken, die im Hintergrund wirken zu fassen und auszuformulieren. Fertige dazu zunächst ein Mindmap an, wo du alles einfach ohne Zensur niederschreibst. Falls du noch kein Kernwort, also sozusagen den Titel, hast, lass in der Mitte des Blattes einfach Platz.
  • Lies dir deine Notizen nochmal durch und versuche Zusammenhöriges farblich gleich zu markieren.
  • Formuliere nun einen Glaubenssatz, der die Inhalte der Mindmap zusammenfasst und das Wirken dieses Musters in deinem Leben zum Ausdruck bringt.
  • Reduziere die Aussage auf ein Wort. Dies kannst du als Kernwort verwenden, falls du noch keines hast oder wenn es sich besser anfühlt, das vorhandene ersetzen.

 

Diese Aufgabe kannst du sooft wiederholen, bis du alle impliziten Glaubensätze aufgedeckt hast. Nun soll es darum gehen sie zu deinstallieren bzw. zu aktualisieren.

 

Anleitung -2-

  • Lade deinen aufgedeckten Glaubenssatz zu einem Gespräch am runden Tisch ein. Neben dir sitzt noch ein innerer stärkender Anteil. Gib beiden einem Namen und schreibe einen Dialog zwischen euch dreien. Dabei ist es wichtig, dass du den negativen Glaubenssatz nicht angreifst. Dieser innere Anteil hat dir geholfen, dich so zu halten, dass du früher überleben konntest. Doch heute schadet er dir mehr, als er dir nutzt. Doch davon weiß er nichts.

Was haben die verschiedenen Gesprächspartner zu sagen? Du als der erwachsene Part musst das Gespräch leiten und zu einem gütlichen Ende führen.

  • Welche Aufgabe hat der bisher negative Anteil? Und wie kannst du seine Fähigkeiten heute nutzen. Welche Aufgabe kann er ab nun übernehmen oder kann er zur Ruhe kommen? Versuche in einem Bild die Fähigkeiten darzustellen und deren bisherige Aufgabe. Stelle ein Transformation dieser Funktionen im Hier und Jetzt dar.

 

Ich hoffe, du bist deinen negativen Glaubenssätzen auf die Spur gekommen und konntest sie entschärfen und befrieden. Nimm dich an und lerne dich zu lieben.

Ich wünsche dir eine WUNDERvolle Zeit!

 

 

 

Ein Leben ohne Kind?

Ein Leben ohne Kind?

Ein Kind zu bekommen, gehört für die meisten Menschen zum Leben dazu. Doch was ist, wenn das nicht klappt? All die Liebe, die du deinem Kind geben wolltest, all das, was du für eure gemeinsame Zukunft geplant hattest, hängt dann in der Luft. Stattdessen ist da eine gewaltige Lücke, die nicht zu schließen ist. Dir diese Leerstelle bewusst zu machen, ist Teil des Trauerprozesses beim Abschied vom Kinderwunsch. Zu akzeptieren, dass sie da ist und schmerzt.

Diese Leerstelle stellt auch dich selbst in Frage. Wer bist du ohne dein Kind? Bist du noch eine Mutter, wenn du dein Kind verloren hast? Was macht dein Leben aus, wenn das, was du dir vorgestellt hattest, nicht eintreten wird? Welche Grundlage hat deine Partnerschaft, wenn aus ihr keine Kinder hervorgehen können?

Diese Frage kannst du nur für dich selbst beantworten. Lass dir dafür die Zeit, die du brauchst, auch wenn es Jahre dauert. Vielleicht macht es dir Angst, dich damit auseinander zu setzen. Das ist verständlich, ist doch vieles in deinem Leben nicht so, wie du es dir gewünscht hattest. Wenn du den Eindruck hast, das es allein für dich zu schwer ist, kannst du dir auch Unterstützung holen.

 

Der Kinderwunsch als Lebensinhalt

Es gibt viele Gründe, warum wir Kinder haben möchten. Die einen möchten gern etwas weitergeben an eine nachfolgende Generation. Für andere haben Kinder immer schon zum Leben dazu gehört. Es gibt auch Menschen, die hoffen, dass sich ihr Leben mit Kindern verbessert und lebenswerter ist. Für weitere sind Kinder der Inhalt ihres Daseins. Keiner dieser Gründe ist besser oder schlechter als der andere. Sie sind – auf ihre Art – alle in Ordnung.

Zunächst ist der Kinderwunsch meist nur ein Teil deines Lebens. Wenn sich dann jedoch keine Schwangerschaft einstellt oder diese nicht hält, rückt der unerfüllte Kinderwunsch oft immer mehr in den Mittelpunkt. Alles dreht sich dann vielleicht nur noch um fruchtbare Tage, gesunde Ernährung, Stressvermeidung oder ähnliches. Dein Leben richtet sich nach Arztterminen und Medikamenteneinnahme.

Doch was, wenn das alles nichts bringt? Wenn du trotzdem nicht schwanger wirst oder bleibst? Es gibt Frauen und Paare, die dann kein Ende finden können oder wollen. Vielleicht beim nächsten Mal? Denn was wäre die Alternative zum Weitermachen? Da bliebe nur das Aufhören und ein Leben ohne Kind(er). Für viele eine schreckliche Vorstellung. Denn wer bist du ohne ein Kind?

 

Ohne Kind bleibt eine Leerstelle

Die Frage, wer du ohne Kind bist, ist eine der am schwersten zu beantwortenden beim Abschied vom Kinderwunsch. Wir alle haben eine Vorstellung von unserem Leben. Für viele Menschen gehören Kinder dazu. Wenn diese Kinder dann nicht kommen, bleibt eine Leerstelle. Etwas fehlt. Diese Leere ist sehr schmerzhaft, manchmal nicht auszuhalten. Gerade wenn dir Schwangere oder Mütter mit Babys begegnen.

Natürlich kannst du versuchen, diese Leerstelle zu stopfen. Mit exzessiver Arbeit. Mit intensiven Freizeitaktivitäten wie Sport, Partys oder Shopping. Mit Alkohol oder anderen Drogen. Das kann eine Weile funktionieren. Aber sobald die Wirkung nachlässt, wird die Leere und Einsamkeit wieder da sein. Und gegebenenfalls nach neuer Betäubung verlangen. Das Weglaufen wird dir auf Dauer wahrscheinlich nicht helfen.

Alternativ kannst du innehalten und dir dieser Leerstelle bewusstwerden. Schon zu akzeptieren, dass sie da ist, kann ein erster Schritt sein. Sie zu sehen und anzuerkennen. Wahrnehmen, dass sie schmerzt. Vielleicht gelingt es dir, sie genauer zu betrachten. Wie sie aussieht, welche Form sie hat, wie sie sich anfühlt. Achte jedoch immer darauf, was du dir selbst in diesem Moment gerade zumuten kannst. Vielleicht ist es noch zu früh. Dann versuche es später noch einmal.

 

Wer bist du ohne (d)ein Kind?

Was es so schwer macht, diese Leerstelle auszuhalten, ist auch, dass sie dich und dein Leben in Frage stellt: Wer bist du jetzt, wenn du keine Kinder bekommen kannst? Seid ihr eine Familie oder „nur“ ein Paar? Was hält euch noch zusammen oder könnte sich dein Kinderwunsch mit einem anderen Partner doch noch erfüllen? All diese Fragen, egal ob ausgesprochen oder nicht, können eine Partnerschaft auf eine harte Probe stellen.

Auch der Verlust eines Kindes reißt solche Fragen auf. Bist du jetzt noch eine Mutter? Warst du es überhaupt, wenn dein Kind noch im Mutterleib verstorben bist? Du hast dich, solange es in dir und bei dir war, als Mutter gefühlt. Soll das jetzt einfach weg sein? Auch wenn ein Außenstehender dir sagt, dass du selbstverständlich noch Mutter bist – kannst du es fühlen und glauben? Oder kommt es dir falsch vor?

Diese Fragen sind meist sehr schmerzhaft. Doch es ist keine Alternative, sie sich nicht zu stellen, wenn sie nach oben drängen. Dann gären sie unter der Oberfläche und belasten dein Leben und deine Beziehung nur umso mehr. Sei aufrichtig zu dir, wenn du die Fragen beantwortest. Gerade, wenn unterschwellig ein Zweck mit der gewünschten Schwangerschaft verbunden war, wie die Festigung der Partnerschaft, bringt es nichts, dir weiter etwas vorzumachen.

 

Dein neues anderes Leben

Auf die Frage, wer du ohne Kind bist, gibt es keine allgemeingültige Antwort, nur deine eigene. Sie zu finden ist ein Prozess, keine Tages- oder Wochenaufgabe. Einige Antworten ergeben sich vielleicht mit der Zeit durch die Dinge, die dir in deinem weiteren Leben begegnen. Einige Antworten wirst du auch aktiv suchen müssen, weil sie dich sonst immer weiter belasten. Setze dich nicht unter Druck und lasse auch nicht zu, dass andere das tun. Du hast alle Zeit der Welt.

Achte darauf, dass deine Antworten für dich stimmig sind. Sie müssen nicht für andere passen, nur für dich. Denn wenn sie für dich nicht stimmig sind, dann helfen sie dir auf Dauer auch nicht weiter. Dann werden sie nur hohle Phrasen bleiben und die Leerstelle, die durch den unerfüllten Kinderwunsch entstanden ist, in deinem Leben nicht erträglicher werden lassen. Es kann auch sein, dass du zunächst Antworten findest, die sich später als nicht mehr zutreffend herausstellen. Dann ist es Zeit, sie neu zu überdenken und gegebenenfalls abzuändern.

Deine Antworten werden dir helfen, dein weiteres Leben zu gestalten. Es wird anders sein als vorher, wenn sich nicht mehr alles um das Schwanger werden dreht. Narben werden bleiben. Wie bei allen Verwundungen, die du erleidest. Vielleicht bleiben sie sichtbar, vielleicht machen sie sich aber auch nur ab und zu bemerkbar. Achte auf dich und hol dir Unterstützung, wenn du den Eindruck hast, sie zu benötigen. Du musst dich dafür nicht schämen.

Achte auf dich.

Unerfüllter Kinderwunsch – Trauer um Nichts?

Unerfüllter Kinderwunsch – Trauer um Nichts?

Unerfüllter Kinderwunsch und Trauer – das passt für viele Menschen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Denn Trauer verbinden wir in der Regel damit, dass wir etwas, was uns lieb und teuer war, verlieren. Wie zum Beispiel einen uns nahestehenden Menschen. Doch beim unerfüllten Kinderwunsch fehlt es in der Regel genau daran.

Das Kind, das wir uns wünschen, ist noch gar nicht da. Deshalb wird Paaren und vor allem Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, zwar von ihrem Umfeld ein gewisses Leiden daran zugestanden, aber Trauer? Wie kannst du um etwas trauern, das vielleicht nie da war, weil du nie schwanger warst? Oder das in den ersten Schwangerschaftswochen als „Zellklumpen“ abgegangen ist?

Ich möchte dich heute einladen, einmal genauer hinzuschauen. Trauer ist vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hat. Gerade in der Kinderwunschzeit und bei unerfülltem Kinderwunsch ist sie stetig präsent. Wir nennen sie nur anders: Enttäuschung, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Angst, Neid, Schuld, Leere. All diese Gefühle sind da, weil wir das, was wir uns wünschen, nicht haben und vielleicht auch nie haben können.

 

Was ist Trauer überhaupt?

Trauer, wie wir sie heute verstehen, ist ein emotionaler Zustand. Ein Gefühl. Ein seelischer Schmerz. Wir sind zornig, fassungslos, ohnmächtig, wütend oder auch betäubt. Oder wir haben Angst, schämen uns, sind verzweifelt, fühlen uns leer oder geben uns selbst die Schuld an dem, was passiert ist. Etwas hat sich verändert, das sich unserem Einfluss entzieht. Dafür muss nicht unbedingt ein geliebter Mensch sterben. Wir sind einer Situation ohnmächtig – ohne Macht – ausgesetzt.

Dazu gehört auch der unerfüllte Kinderwunsch. Du möchtest gern Kinder, aber sie kommen nicht. Entweder wirst du gar nicht erst schwanger. Oder du wirst zwar schwanger, verlierst die Kinder aber. Für Außenstehende war „noch gar nichts da“, doch für dich haben diese Kinder gelebt, selbst dann, wenn sie noch nicht gezeugt wurden. Denn mit dem Kinderwunsch, der in uns entsteht, entsteht auch ein Bild von dem Kind oder den Kindern, die wir haben möchten.

So waren meine (ungeborenen) Kinder bereits mit dem Entstehen des Kinderwunsches in mir präsent. Es sollte ein Pärchen sein, erst der Junge, dann ein Mädchen. Mein Mann und ich hatten sogar schon Namen für die beiden. Auch der Charakter war mehr oder weniger vorgezeichnet. Ein bisschen was von mir und ein bisschen was von meinem Mann. Ich sah mich mit den Kindern auf dem Arm, mit ihnen spielen und unterwegs sein. Es war eine Traumwelt, aber für mich durchaus real. Mit jeder Regelblutung platzten diese Träume ein bisschen. Meine Kinder starben. Jedes Mal aufs Neue.

Ob also eine Situation wie beim Tod eines geliebten Menschen real besteht oder es sich nur um den Verlust einer Erwartung oder eines Wunsches, wie zum Beispiel beim unerfüllten Kinderwunsch, handelt, ist für das Empfinden von Trauer völlig egal. Die Situation sagt auch nichts darüber aus, wie tiefgreifend dein Schmerz ist. Genauso spielt es keine Rolle, ob deine Mitmenschen deine Trauer nachvollziehen können.

 

Es gibt keine „Standard“-Trauer

Trauer ist auch nicht miteinander vergleichbar, denn jeder Mensch fühlt anders. Gerade beim unerfüllten Kinderwunsch werden wir immer wieder damit konfrontiert, dass Außenstehende unsere Trauer nicht nachvollziehen können. Getreu dem Motto „Da war doch noch gar nichts“ erwarten sie, dass wir weitermachen, als wäre da „Nichts“ gewesen. Doch es ist nicht „Nichts“, um das wir trauern, sondern unser Kind, was fehlt.

Gerade bei Fehlgeburten fehlt oft das Verständnis der Umwelt. Da kommen aufmunternd gemeinte Sprüche wie „Beim nächsten Mal wird es schon klappen“ oder „Wer weiß, wozu es gut war“. Doch wozu soll die Erfahrung einer Fehlgeburt gut sein? Alle rationalen Erklärungen, warum das Kind in deinem Bauch verstorben ist, lindern nicht deinen Schmerz, den du über diesen Verlust fühlst.

Trauer kennt auch keine Zeit. Der Schmerz darüber, dass du keine Kinder bekommen kannst oder sie wieder verloren hast, kann Jahre und Jahrzehnte dauern. Unerfüllter Kinderwunsch bedeutet auch den Verlust einer Lebensvorstellung. Dein Leben wird ohne Kinder definitiv anders aussehen als mit Kindern. Das heißt nicht, dass es deshalb ein schlechtes Leben sein wird, aber es wird eben nicht so sein wie mit Kindern.

Auch die Anzahl der Kinder, die du hast, ändert etwas in deinem Leben. Wenn du dir drei Kinder wünschst, wird bei nur zweien immer etwas fehlen. Deshalb kann der nicht erfüllte Kinderwunsch für ein drittes oder viertes Kind genauso schmerzhaft sein wie für das erste. Das mag für deine Mitmenschen befremdlich sein. Doch in der Trauer gibt es kein Richtig und kein Falsch, sondern nur deine persönliche Trauer.

 

Trauer – der rote Faden beim unerfüllten Kinderwunsch

Trauer zieht sich also wie ein roter Faden durch die Kinderwunschzeit. Und sie wird nach meiner Erfahrung mit jedem vergeblichen Versuch schlimmer. Anfangs nahm ich das Ausbleiben einer Schwangerschaft noch relativ gelassen. Ich sagte mir: Es dauert eben ein bisschen. Doch nachdem das immer und immer wieder passierte, zog es mich immer weiter runter. Um mich herum wurden gefühlt alle Frauen schwanger, aber ich nicht. Das tat weh, so weh, wie ich es mir nicht hatte vorstellen können.

Oftmals kommt dann als nächster Schritt die künstliche Befruchtung. Gerade wenn die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft so wie bei uns gering sind, kann die künstlichen Befruchtungen mit ihren höheren Erfolgsraten ein Ausweg sein. Doch auch hier bringt jedes Negativ die Trauer wieder hoch. Wenn dann noch durch Mediziner auf den nächsten Versuch gedrängt wird, so wie wir es erlebt haben, kann Trauer auch nicht ver- und bearbeitet werden.

Auch unüberlegte oder unsensible Reaktionen deines persönlichen Umfeldes machen die Sache nicht gerade leichter. Irgendwann habe ich nicht mehr erzählt, dass wir Kinder wollten, es aber nicht klappte. Ich wollte einfach keine gutgemeinten („Das wird schon noch, bei XY hat es auch gedauert.“) oder blöden Sprüche („Soll ich euch mal zeigen, wie es geht?“) mehr hören. Gerade bei den gutgemeinten Sprüchen fühlte ich mich noch mehr als Versager als ohnehin schon.

Trauer findet sich selbstverständlich auch nach Fehl- oder Totgeburten. Gerade eine hier nicht gut verarbeitete Trauer kann zur Belastung einer künftigen Schwangerschaft und der Eltern-Kind-Bindung führen. Denn die Angst, so etwas noch einmal zu erleben, bleibt hängen. Auch wenn dein Kind nicht gesund oder gar behindert ist, kann sich Trauer einnisten. Denn dein Kind wird anders sein, als du es dir gewünscht hattest, und damit auch dein Leben.

 

Kinderwunschzeit ist auch Lebenszeit

Durch den unerfüllten Kinderwunsch bekommen wir oft einen Tunnelblick. Alles dreht sich nur noch um fruchtbare Tage, Regelfälligkeit, den nächsten Behandlungszyklus. Doch die Kinderwunschzeit ist bei all dem Belastenden doch auch Lebenszeit. Deine Lebenszeit. Die Jahre, die du mit der Erfüllung deines Kinderwunsches verbringst, werden nie wieder kommen. Du wirst nie wieder 25, 31 oder 39 sein.

Deshalb wünsche ich dir, dass es dir gelingt, diese Zeit nicht ausschließlich vom Kinderwunsch bestimmen zu lassen. Viele Frauen und Paare verschieben ihre Pläne auf später. Das können Pläne für einen Jobwechsel sein, weil sie ihren Job öde finden, aber jetzt vielleicht nicht wechseln wollen, damit sie dann wegen einer Schwangerschaft nicht ohne dastehen. Oder auch den Plan umzuziehen, weil die neue Wohnung vielleicht dann schon wieder zu klein ist.

Doch vielleicht ist gerade jetzt die Zeit dafür, etwas in deinem Leben zu verändern. Diese Veränderungen können deinem Leben eine positive Note geben, damit sich nicht alles um den unerfüllten Kinderwunsch dreht. Ein Angehen dieser Schritte bedeutet nicht, dass du deswegen leichter schwanger wirst. Sie können dein Leben aber ausgeglichener gestalten, so dass zur Trauer um dein Kind nicht noch mehr Frust oder Stress kommt. Ich wünsche dir den Mut dafür.

Achte auf dich.