Wieso schreiben bei Kinderwunsch?
Wie ich schon im ersten Artikel geschrieben habe, habe ich nicht die Lösung für jeden unerfüllten Kinderwunsch. Doch neben persönlichen Erfahrungen, teile ich auch Erfahrungen aus meiner Praxisarbeit mit euch.
Ich bin seit 2012 Schreibtherapeutin und habe diese Methode noch nie so oft eingesetzt, wie in der Kinderwunschbegleitung. Denn Schreiben hat auch in diesem Bereich große Vorteile und wird auch gern von den Frauen genutzt.
Wieso ist Schreiben gerade in der Kinderwunschzeit so hilfreich?
Schreiben ist zunächst einmal eine Fertigkeit, die der Großteil der Bevölkerung beherrscht. Und dabei ich es in verschiedenen Settings einsetzen. So kannst unter Anleitung schreiben, in der Sitzung, als Hausaufgabe, Online und auch in Eigenregie. Anleitungen zum Schreiben werden so frei wie möglich und so konkret wie nötig formuliert, damit es in die richtige Richtung geht, aber das unbewusste Wissen auch nicht unnötig eingeschränkt wird.
Beim therapeutischen Schreiben, ist das Ziel der emotionale Ausdruck und kognitive Veränderungen. Dabei ist der stilistische Ausdruck völlig nebensächlich. Es geht also nicht darum schöne Texte zu schreiben, sondern authentische. Bereits dadurch kommt es zur Entlastung, wie nach einem Gespräch, in dem man alles loswerden konnte. Doch manchmal reicht das allein nicht aus und es braucht zusätzlich eine neue Perspektive auf die Dinge. Vor allem, wenn du unter Anleitung und häufiger schreibst, lichtet sich das Chaos und unübersichtliche Sachverhalte werden fassbar, du kannst neue Zusammenhänge erkennen und zu neuen Einsichten kommen. Beim Schreiben kannst du spielerisch die Perspektive wechseln und musst dir keine Gedanken um Konventionen machen. Selbst Fantasiewelten kannst du kreiieren, in denen allen möglich ist.
Schreiben eröffnet dir einen Raum, in dem du dich neu ausprobieren kannst und die in dir liegenden Lösungen finden kannst. Wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, kann dies körperliche Ursachen haben, die sich nicht beheben lassen. Oft sind es aber auch psychische und/oder psychosomatische Zusammenhänge die eine erfolgreiche Schwangerschaft behindern.
Um diese aufzudecken ergründe ich regelmäßig mit meinen PatientInnen, die eigene Kindheit und die Eltern-Kind-Beziehung. Gab es in dieser Beziehung traumatische Erfahrungen? Haben sich durch die Beziehung zu den Eltern ungünstige Einstellungen zum Mutter- bzw. Vatersein gebildet? Ebenso betrachten wir die Paarbeziehung. Ist in Takt oder gibt irgendwo Klärungsbedarf?
Auch Abhängigkeit ist ein Thema. Zum einen ist die Frage, ob es ungünstige Abhängigkeiten gibt. Anderseits schauen wir aber auch, ob Ängste vor notwendigen Abhängigkeiten bestehen. Denn ein Kind zu bekommen, bedeutet in den meisten Fällen, sich zumindest in der ersten Zeit vom Partner und Staat finanziell abhängig zu machen. Gibt es Ängste vor finanzieller Unsicherheit? Hat die Frau Angst, sich selbst mit einem Kind die berufliche Zukunft zu verbauen oder ihre Selbstverwirklichung einzuschränken?
Auch die aktuelle Lebenssituation schauen wir uns gemeinsam an. Gibt es Umstände, die eine Schwangerschaft behindern? So kann es zum Beispiel sein, dass du mit den Schwiegereltern in einem Haus wohnst, die Beziehung allerdings nicht die beste ist. Dann würdest du dich vielleicht mit einem Kind dort eingesperrt fühlen.
Darüber hinaus können uns auch Aussagen in emotionalen Situationen und ängstliche Einstellungen ein Bein beim Kinderwunsch stellen. Eine Patientin geriet in eine Turbulenz beim Fliegen und meinte zu ihrem Mann: „Ehe ich sterbe, bekomme ich noch ein Kind.“ Für ihren Körper bedeutete das, das sie sterben wird, wenn sie ein Kind bekommen hat. Aus reinem Selbstschutz wurde sie nicht schwanger. Erst als wir diese Blockade lösten, wurde sie nach 4 Jahren erfolglosen Versuchens endlich schwanger und bekam einen gesunden Sohn.
Eine andere Patientin musste zunächst ihren Lebensmittelpunkt in eine andere Stadt verlegen und sich beruflich neu orientieren, damit es endlich klappte mit dem ersehnten Kind.
Doch nicht immer ist es so einfach. Auch schwere und komplexe traumatische Erfahrungen, wie Missbrauch können hinter einem unerfüllten Kinderwunsch stecken. Auch in diesen Fällen ist das Schreiben eine wunderbare Methode zur Aufarbeitung von Traumata. Dies sollte man jedoch nie allein und Eigenregie versuchen, sondern sich immer professionelle Hilfe suchen.
Im Folgenden gebe ich euch durch ein paar Schreibanleitungen einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten der Schreibtherapie.
Schreibanleitung -1-
- Lege dir eine Mind-map an zu den Stichworten „gute Mutter“. Notiere diese Stichworte in die Blattmitte und trage ringsum alles an, was dir spontan dazu einfällt. Versuche es nicht zu zensieren.
- Schreibe nun einen Text über eine werdende Mutter und ihre Ängste. Wie du ihn verfasst ist dir völlig freigestellt.
Mit dieser Art der Anleitung kannst du deine Ängste, betreffend deiner Mutterrolle aufdecken. Sicher sind dir einige davon bereits bekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sich aber auch neue Ängste offenbaren, die dir bisher noch nicht bewusst waren.
Schreibanleitung -2-
- Stelle dir vor, wie es sein wird, wenn du schwanger bist und schließlich ein gesundes Kind zur Welt bringst. Schreibe diese Vorstellung auf.
- Male ein Bild, dass deinen Text zusammenfasst
- Finde ein Symbol für deine Vorstellung
Diese Art der positiven Ausrichtung soll dich durch schwere Zeiten tragen, wenn daran zweifelst, dass es noch klappen wird oder ob der du die Belastungen weiter in Lauf nehmen willst. Es leitet dich in die richtige Richtung. Und bereitet dich auf allen Ebenen auf die Erfüllung dieser Vorstellung vor.
Ich wünsche dir eine WUNDERVOLLE Zeit!
Wenn du Hilfe bei der Deutung deiner Texte benötigst kannst du mich gern kontaktieren.