Kinderwunsch und Beziehungskrise

Kinderwunsch und Beziehungskrise

Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen und ein unerfüllter Kinderwunsch bedeutet eine erhebliche zusätzliche Belastung.

Vielleicht lief es bei euch ganz rund und erst jetzt in der Krise kommt es zu Spannungen. Oder es gab schon vorher Spannungen, die sich nun durch den unerfüllten Kinderwunsch noch verschärft haben? Vielleicht hofft ihr auch, dass ein Kind die Wogen glätten kann.

Egal, wie es um eure Beziehung bisher bestellt war. Wenn ihr jetzt in einer Beziehungskrise steckt, könnt ihr es als Chance nutzen, noch einmal genau hinzuschauen, ehe sich euer Kind auf den Weg macht.

Denn Beziehungskrisen, werden durch Kinder nicht besser. Eher ist es so, dass viele Paare durch die Geburt eines Kindes und die sich ändernden Anforderungen in die Schieflage geraten. Schlafmangel, generell das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, sowie kaum Zeit für sich und den Partner, können dazu führen, dass man sich fremd wird und scheinbar aneinander vorbeilebt.

Hierzu folgt ein Artikel.

Nun lass uns schauen, was bei euch zum Problem wird. Viele von uns haben keine sichere Bindung in ihren Eltern-Kind-Beziehungen erfahren. Dies bleibt natürlich auch in den weiteren Beziehungen nicht ohne Folgen. Je enger die Beziehungen werden, desto mehr werden die alten Überlebensmuster, aus der Bindung zu den Eltern, aktiviert. Je nach Erfahrung mit den Eltern, bilden Kinder verschiedene Bindungsstile. Sicher hast du schon mal davon gehört.

Bindungsstile

Ich möchte jedoch an dieser Stelle dennoch kurz ein paar Zeilen dazu schreiben. Wenn es einer Mutter gelingt, ihr Kind liebevoll zu versorgen und ihm auch das zu Teil werden zu lassen, was es braucht, dann wird das Kind eine sichere Bindung aufbauen. Es wird sich selbst als geliebt, wertvoll und gewollt erleben. Anderen Menschen und der Welt wird es mit Offenheit und ohne Misstrauen begegnen. Dies erscheint zunächst erstmal gar nicht schwierig, zumal Kinder äußerst tolerant sind. Nur starke Mangelzustände oder langanhaltende führen zu dauerhaften Folgen.

Ist eine Mutter aber sehr gestresst und das Kind erlebt im Allgemeinen eher Ablehnung oder Genervtheit, wenn es seine Bedürfnisse anmeldet, dann wird es sich unsicher an die Mutter binden. Es hat unterschiedliche Möglichkeiten darauf  zu reagieren. So kann es sein, dass es sich zurücknimmt und versucht seine Bedürfnisse so gering, wie möglich zu halten. Es kann aber auch sein, dass es eher renitent wird und versucht seine Belange mit Gewalt und Krawall durchzusetzen. Auch Humor ist eine Strategie, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.  Menschen, die sich nicht wirklich auf andere einlassen können und wie eine Insel erscheinen, haben einen vermeidend-unsicheren Bindungsstil entwickelt.

Es kann es auch sein, dass die Mutter manchmal ganz liebevoll und dann wieder, völlig unberechenbar abweisend reagiert. Meist hat sie dann selbst einen unsicher-ambivalenten Bindungsstil. Es kann aber auch sein, dass Umstände immer wieder dazu führen, dass sie Mutter zeitweise überfordert ist und sich nicht so liebevoll, wie sonst um ihr Kind kümmern kann. Wenn dies einschneidende Erfahrungen für das Kind sind, dann wird es einen unsicher-ambivalenten Bindungsstil ausbilden. Dies ist der häufigste Bindungsstil und er hat es besonders in sich.  Denn er stiftet immer wieder Verwirrung in Beziehungen. Wer selbst nicht weiß, dass der ambivalent gebunden ist, versteht seine eigenen Gefühle und sein Verhalten meist selbst nicht. Ganz zu schweigen vom Gegenüber.  Denn ambivalent gebundene Menschen verhalten sich in Beziehungen wie Ping-Pong-Bälle. Es ist ein stetiges (emotionales) Kommen und Gehen. Sie sehnen sich nach Nähe, können sie jedoch nicht ertragen. Wenn es ihnen zu eng wird, ergreifen sie die Flucht. Wenn dann wieder ausreichend Abstand ist, vergehen sie vor Sehnsucht. Das Verhalten kann stark variieren und mit unter ist dieser Bindungsstil nur schwer zu identifizieren.  Oft organisieren sich die Betreffenden ihre Beziehungen so, dass sie nicht in „Not“ geraten. Wochenendbeziehungen und Affären ermöglichen Beziehung, die dennoch ausreichend Raum lässt. Wenn sich die Bedingungen jedoch ändern, vielleicht weil man zusammenzieht, da man ein Kind zusammen haben möchte, dann kann dies plötzlich zu erheblichen Schwierigkeiten führen.

Und dann gibt es noch einen für uns hier relevanten Bindungsstil, den unsicher-bindenden. Diese Menschen suchen ständig die Nähe und es kann ihnen gar nicht eng genug sein. Das kann den Partner schnell erdrücken, da es zu erheblichen Einschränkungen führen kann. Außerdem neigen unsicher-bindende Personen oft zu starker Eifersucht und Kontrollverhalten.

Der letzte Bindungsstil, der desorganisierte,  wird durch schwerste Vernachlässigung hervorgerufen und führt dazu, dass das Kind und auch der spätere Erwachsene nicht in der Lage ist, sich zu binden.

Unsicher gebunden- dennoch ist nichts verloren

Wenn du dich in einem der oben beschriebenen Bindungsstile wiederfindest, dann ist das vielleicht frustrierend für dich. Ich möchte dir aber Mut machen, dich damit auseinanderzusetzen. Denn ein unsicherer Bindungsstil macht es nicht unmöglich eine liebevolle Beziehung zu führen. Man muss nur lernen die eigenen Bedürfnisse zu wahren und dabei den anderen ebenso zu berücksichtigen in seinen Belangen. Dazu braucht es natürlich Achtsamkeit, sich und dem anderen gegenüber, und vor allem auch Kommunikation. Es kann eine Bereicherung für die Beziehung darstellen, sich seinen Mustern zu stellen und den anderen Stück für Stück näher an sich heran zu lassen. Dabei solltest du  jedoch deine Ängste, nicht einfach ignorieren, sondern thematisieren und wenn nötig mit professioneller Hilfe aufarbeiten.

Wenn man sich die eigenen Muster nicht anschaut, neigt man schnell dazu, dem inneren Kind die Regie zu überlassen und das möchte endlich versorgt und beschützt werden. Doch das ist nicht die Aufgabe deines Partners oder deiner Partnerin. Sie ist kein Elternersatz. Wenn ihr auch gegenseitig Verantwortung für einander in einer Beziehung übernehmt und versucht, gut für den anderen zu sorgen, so ist es doch die beste Beziehungspflege, gut für sich selbst zu sorgen.

Außerdem braucht es Geduld- mit dir selbst und auch mit deinem Partner, wenn ihr etwas verändern wollt. Ich erlebe es in der Praxis immer wieder, dass die Partner jeweils in Dauergefechtsstellung sind. Entweder befinden sie sich beide in Angriffsstellung, immer einer geht in Deckung oder beide schleichen umeinander herum, um ja nur den anderen nicht zu verletzen. Das bringt alles nicht weiter, da es nicht ehrlich ist. Wichtig ist es, wieder eine Basis zu finden, auf der man friedlich und wohlwollend miteinander umgeht. Dass man nicht ständig darauf wartet, dass der andere wieder etwas falsch macht oder anderes herum fürchtet, einen Fehler zu machen, der wieder zum Konflikt führt.

 

Ohne Kontakt keine neuen Erfahrungen

Nur im gegenseitigen Kontakt und Austausch kann es gelingen, die alten Muster zu überwinden und neue Erfahrungen zu machen. Reflektion der eigenen Ängste und der folgenden Reaktionen ermöglicht euch, euch besser zu verstehen – jeder für sich selbst und ebenso den anderen.  Zu verstehen heißt nicht, dass sich gleich alles verändert. Ihr werdet noch oft voreinander weglaufen, klammern oder auch auf Abstand gehen. Und es wird dem anderen auch nicht immer gelingen, es nicht persönlich zu nehmen. Aber mit jedem mal, wo ihr es zumindest im Nachhinein reflektieren und klären könnt, werdet ihr euch ein Stück näher kommen und mehr Vertrauen zum anderen fassen. Und das ist schon die halbe Miete. Mit der Zeit wird es euch leichter fallen, in der Situation zu realisieren, was gerade geschieht und es auch gleich anzusprechen. Wenn ihr es schafft respektvoll mit den Ängsten des anderen umzugehen und jeder auch an sich arbeitet, diese Ängste zu überwinden, dann werden die Muster sich abflachen. Man kann sie nicht einfach deinstallieren, wie das mit nicht mehr benötigten Programmen beim Computer möglich, aber man kann lernen, gut damit zu leben. Dann bereiten sie nur in Ausnahmesituationen noch erhebliche Schwierigkeiten.

Gerade in der ersten Reflektionsphase oder Phasen besonderer Anforderungen, kann es durchaus sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ich und andere Paartherapeuten stehen auch in dieser Zeit gern unterstützend zur Seite.

In meiner Praxis findet zum Thema Authentisch Kommunizieren in Paarbeziehungen an folgenden Abenden 26.10. und 02.11. 18-21 h ein Workshop statt. Die Kosten betragen 40 EUR pro Person oder 75 EUR pro Paar.

Wer Interesse hat, kann sich gern unter www.krieger-psychotherapie.de näher informieren. Bei Fragen stehe ich auch gern telefonisch zur Verfügung oder per Mail: info@krieger-psychotherapie.de (unter dieser Mail ist auch eine unmittelbare Anmeldung möglich).