Der Mensch ist ein äußerst ökonomisches Wesen. Wir funktionieren so super und können so hohe Leistungen erbringen, da wir alltägliche Prozesse und Erfahrungen auf ihre Gemeinsamkeiten reduzieren. Alles was sich wiederholt, in gleicher oder ähnlicher Form, wird in einem Muster zusammengefasst.

Dies dient zum einem der oben erwähnten Ökonomie in den alltäglichen Abläufen und anderseits auch der schnellen Erkennung von Gefahren.

Unsere Erfahrungen prägen uns. Sie prägen unsere emotionalen, gedanklichen und Verhaltensmuster bis hin zu den körperlichen Prozessen, denen ich mich in meinem nächsten Artikel widmen werde.

Von klein auf machen wir uns ein Bild von uns selbst, anderen Menschen und der Welt im Allgemeinen.  Gerade frühen Erfahrungen in den Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, meist den Eltern, prägen dabei unser Selbstbild und Weltbild am stärksten und stabilsten. Fühlen wir uns von unseren Eltern angenommen und geliebt und schaffen sie es, uns zu geben, was wir brauchen, dann wenn wir es brauchen, entwickeln wir ein positives Bild von uns selbst, den anderen und der Welt. Mangelt es jedoch an den lebensnotwendigen Dingen, so bleiben Unsicherheit und Selbstzweifel.

Negative Einstellungen sich selbst gegenüber, bilden sich z.B. durch abwertende Aussagen oder offensichtloch abwertendes Verhalten anderer, vor allem unserer Eltern, uns gegenüber. Bilden sich dadurch Einstellungen, die sich mit den Aussagen unserer Bezugspersonen decken, so bezeichnet man das als explizite Glaubenssätze. Denn man kann sie ohne weiteres zuordnen und aussprechen. Haben sich solche Überzeugungen jedoch daraus entwickelt, wie man auch auf subtilerer Ebene mit uns umgegangen ist, so bestimmen sie zwar unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten, aber es dürfte schwerfallen, sie spontan ausformulieren. Sie sind auch nicht so einfach einer bestimmten Person(-engruppe) zuzuordnen, die an der Entstehung beteiligt war. Um sie aufdecken, muss man oft zwischen den Zeilen lesen und vor allem über einen längeren Zeitraum genau beobachten. Diese Form bezeichnet man als implizite Glaubenssätze.

Eltern sind nicht perfekt und bringen meist ihre eigenen Bindungserfahrungen mit. Dies kann dazu führen, dass sie keine stabile Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Das Kind fühlt sich dann vielleicht nicht ausreichend geliebt, gesehen, anerkennt oder verstanden. Dadurch wird es sich selbst als minderwertig, falsch und anders empfinden. Es wird vielleicht das Gefühl haben, Gutes nicht zu verdienen oder auch davon ausgehen, dass bei ihm sowieso immer alles schief geht. Viele von uns kennen solche oder ähnliche Gedanken mehr oder weniger.

Gerade in belastenden Situationen, zu denen der unerfüllte Kinderwunsch ohne Frage zählt, treten destruktive Muster besonders gern auf den Plan. Sie bestätigen uns darin, dass wir ja eh nichts hinbekommen, es nicht verdienen, nichts wert sind, immer alles falsch machen und/oder wahrscheinlich sowieso kein/e gute/r Mutter/Vater wären. So absurd es klingt, auch wenn wir uns selbst runtermachen, so soll uns dies schützen. Unsere Psyche versucht uns plausibel zu erklären, wieso uns das geschieht. Das Gefühl zu verstehen, wieso etwas so und nicht anders ist, nimmt schon mal einen Teil der Ohnmacht. Dabei ist unerheblich, ob es der Wahrheit entspricht.

Wieso ist es so wichtig, dass wir diese Muster erkennen und verändern?

Wenn dich zum Beispiel das Muster bestimmt, dass du sowieso keine gute Mutter wärst, dann kann dies deinen Kinderwunsch entscheidend behindern. Außerdem machen dir selbstabwertende Muster die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Gut für dich zu sorgen bedeutet auch und vor allem gut über dich zu denken.

Erkennst du dich in den Beschreibungen oben wieder, dann lade ich dich ein, deine selbstschädigenden Muster aufzudecken und sie zu ändern, in dir nützliche Muster.

Schauen wir uns zunächst deine expliziten Glaubenssätze an.

Anleitung -1-

Schreibe spontan negative Gedanken auf, die dir im Zusammenhang mit deinem Kinderwunsch, regelmäßig das Leben schwer machen.

  • Handelt es sich dabei um allgemeine Denkmuster, wie „Wieso sollte bei mir auch mal was klappen?“ oder sind es eher

spezifische Denkmuster den Kinderwunsch betreffend: „Ich bin zu blöd zum Kinderkriegen.“?

Die Unterscheidung ist insofern wichtig, da hinter den spezifischen, immer noch globale Abwertungsmuster stehen, die dann ebenso noch identifizieren müssen werden.  Hierzu kannst du ganz allgemeine Glaubensätze aufschreiben, die dir regelmäßig das Leben schwer machen.

Anleitung -2-

Stelle dir vor, du bist schon Mutter/Vater und dein Kind würde solche selbstabwertende Sätze über sich sagen. Was würdest du ihm sagen?

  • Versuche seine Aussagen in positive umzuformulieren.
  • Finde eine Formulierung, die du mit Überzeugung auch für dich vertreten kannst. Denn dann kannst du sie gut verinnerlichen und sie zu spontanen Denkmustern verfestigen. Du datest dich sozusagen auf den aktuellen Stand deines Lebens up. Bei unserem Computer machen wir das ständig, bei uns selbst sind wir da oft nachlässig. Dabei kann sich das nicht nur positiv auf dein Seelenleben in der Kinderwunschzeit auswirken, sondern auch auf deine Fruchtbarkeit.

Aber Achtung. Es ist nicht immer so leicht sein Denken zu ändern. Zum einen braucht alles, ob Denken, Fühlen oder Handeln 120 Wiederholungen, ehe es zur Gewohnheit wird. Zum anderen kann es auch sein, dass hinter den negativen Einstellungen traumatische Erfahrungen stehen. Dann kann man nicht einfach umdenken und alles ist gut. Dann reicht ein up-date nicht aus. Da braucht es zusätzlich noch eine traumatherapeutische Aufarbeitung des Geschehens.

Auch wirst du merken, dass du immer wieder in alte Denkmuster verfällst, vor allem zu Beginn der Veränderung. Das ist nicht schlimm, wer stolpert und wieder aufsteht, fasst Vertrauen.

Um die neuen Einstellungen zu verfestigen, kann es helfen, sie gut sichtbar aufzuhängen oder sie sich täglich einmal durchzulesen.

Am effektivsten ist es, sie in einem Zustand tiefer Entspannung, wie beim autogenen Training, der Shavasana beim Yoga oder beim Meditieren, immer wieder mantraähnlich zu wiederholen. Dann gehen sie tief ins Unterbewusstsein und verfestigen sich schneller, als wenn du sie im Stress des Alltages „trainierst“.

Wenn du das Gefühl hast, dass dich unbewusste Muster sabotieren, können dir folgenden Anleitungen helfen.

Anleitung -3-

Denke zurück an Situationen, in denen du etwas erlebst hast, das dich enttäuscht hat oder noch anderweitig belastet. Vielleicht fühlt es für dich dann ganz selbstverständlich so an, als hättest du nichts Gutes oder wärest selbst schuld. Versuche zu greifen, wie du das Geschehen aus der Sicht von Urvertrauen: „Ich komme alles was ich brauche, dann wenn ich es brauche.“ bzw. Urmisstrauen: „Ich bin nicht sicher, ob ich das was ich brauche, dann wenn ich brauche bekomme.“, betrachtest. Hast du innere Sicherheit, dass doch noch alles gut wird oder zweifelst du oder gehst gar davon aus, dass du deine Ziele sowieso nicht erreichen wirst.

  • Versuche deine Gefühle und Gedanken, die im Hintergrund wirken zu fassen und auszuformulieren. Fertige dazu zunächst ein Mindmap an, wo du alles einfach ohne Zensur niederschreibst. Falls du noch kein Kernwort, also sozusagen den Titel, hast, lass in der Mitte des Blattes einfach Platz.
  • Lies dir deine Notizen nochmal durch und versuche Zusammenhöriges farblich gleich zu markieren.
  • Formuliere nun einen Glaubenssatz, der die Inhalte der Mindmap zusammenfasst und das Wirken dieses Musters in deinem Leben zum Ausdruck bringt.
  • Reduziere die Aussage auf ein Wort. Dies kannst du als Kernwort verwenden, falls du noch keines hast oder wenn es sich besser anfühlt, das vorhandene ersetzen.

Diese Aufgabe kannst du sooft wiederholen, bis du alle impliziten Glaubensätze aufgedeckt hast. Nun soll es darum gehen sie zu deinstallieren bzw. zu aktualisieren.

Anleitung -2-

  • Lade deinen aufgedeckten Glaubenssatz zu einem Gespräch am runden Tisch ein. Neben dir sitzt noch ein innerer stärkender Anteil. Gib beiden einem Namen und schreibe einen Dialog zwischen euch dreien. Dabei ist es wichtig, dass du den negativen Glaubenssatz nicht angreifst. Dieser innere Anteil hat dir geholfen, dich so zu halten, dass du früher überleben konntest. Doch heute schadet er dir mehr, als er dir nutzt. Doch davon weiß er nichts.

Was haben die verschiedenen Gesprächspartner zu sagen? Du als der erwachsene Part musst das Gespräch leiten und zu einem gütlichen Ende führen.

  • Welche Aufgabe hat der bisher negative Anteil? Und wie kannst du seine Fähigkeiten heute nutzen. Welche Aufgabe kann er ab nun übernehmen oder kann er zur Ruhe kommen? Versuche in einem Bild die Fähigkeiten darzustellen und deren bisherige Aufgabe. Stelle ein Transformation dieser Funktionen im Hier und Jetzt dar.

Ich hoffe, du bist deinen negativen Glaubenssätzen auf die Spur gekommen und konntest sie entschärfen und befrieden. Nimm dich an und lerne dich zu lieben.

Ich wünsche dir eine WUNDERvolle Zeit!