von Tanja Krieger | Mrz 16, 2023 | Kinderwunsch, Zyklusbeobachtung |
Die fruchtbare Phase steht ganz unter dem Motto: „Ich achte auf mich und bereite mich auf eine gesunde Schwangerschaft vor.“ Damit meine ich nicht, sein gesamtes Leben darauf auszurichten. Ganz im Gegenteil. Du sollst gut für dich sorgen und wenn du all deine Bedürfnisse im Blick hast, ist das auch gut für deine Fruchtbarkeit. Und manchmal können schon kleine Maßnahmen und mentale Unterstützer entspannen und sich damit positiv auf deine Fruchtbarkeit auswirken.
Im heutigen Artikel soll es um Rituale gehen, die dir helfen körperlich und psychisch zu entspannen. Denn auch in dieser Phase des Zyklus ist es wichtig Stress zu vermeiden. Denn Stress ist der größte Feind der Fruchtbarkeit. Gerade wenn ihr versucht auf natürlichem Wege schwanger zu werden, sind regelmäßige Zyklen wichtig. Stress kann deinen Zyklus jedoch schnell durcheinanderbringen. Vor allem kleine Abweichungen können dann Folgen haben, da sie zu unauffällig sind, als dass du sie im Stress wahrnimmst. Insbesondere wenn du nur eine Zyklus-App nutzt, um deinen Eisprung zu bestimmen, kann es schnell zur falschen Bestimmung der fruchtbaren Tage kommen. Stress und auch unregelmäßig Aufstehzeiten können dann die Auswertung verfälschen. Daher macht es Sinn, immer auch andere Körpersymptome mit zu betrachten, um Abweichungen zu erkennen und die fruchtbaren Tage nicht zu verpassen.
Und am besten du gönnst dir regelmäßige Ruheinseln, in denen du einfach mal die Seele baumeln lassen kannst, damit du ausreichend entspannt bist.
Um so mehr du dich entspannst, umso weniger verbissen wirst du deinen Kinderwunsch verfolgen. Denn Stress bringt mit sich, dass du jedes Thema mit dieser hohen Aktivierung verfolgst. Man kann eben nicht auf der Flucht mal eben schnell entspannt einen Kaffee trinken. Das leuchtet ein. Und dennoch hetzen wir durch unser Leben und glauben, dann mal schnell entspannt ein Kind zeugen zu können.
Das heißt nicht, dass nicht auch unter extrem stressigen Umständen Kinder entstehen können. Aber da, wo die Fruchtbarkeit eh schon eingeschränkt ist, kann Stress der entscheidende Faktor sein.
Entstressen kannst du, indem du zum einen Stress vermeidest, und zum anderen, indem du Stress abbaust und entspannst. Grundsätzlich ist alles gut für dich, was du ohne Druck, einfach nur für dich tust. Denn es hilft dir, zu dir zu kommen und damit auch zur Ruhe.
Ich bin selbst auch ein großer Fan von bewegter und aktiver Entspannung. In diesem Artikel habe ich mich allerdings für die ruhigeren Entspannungsmöglichkeiten entschieden, da sie wunderbar zu kombinieren sind mit positiven gedanklichen Einstimmungen. Was kannst du also tun, um die fruchtbare Zeit für dich und nebenbei auch für deinen Kinderwunsch zu nutzen?
Affirmationen
Affirmationen sind positive und bejahende Haltungen. Innere Haltungen wirken sich nicht nur auf deine Gefühle und Gedanken aus. Sie können durchaus auch deine körperlichen Prozesse beeinflussen. Negative Einstellungen können regelrechte Stressmacher sein. Daher gilt es negative Glaubenssätze zu entschärfen und positive Haltungen aufzubauen. Dies trägt zu einer generellen positiven Haltung dir selbst und dem Leben gegenüber bei. Werden negative Haltungen durch positive ersetzt, so lässt sich das messen. Die Immunwerte verbessern sich und das allgemeine Wohlbefinden steigt. Es läuft sozusagen rund in dir. Dass sich das natürlich auch positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken kann, liegt nahe.
Positive Affirmationen in der Kinderwunschzeit kannst du in zwei Schritten aufbauen. Zum einen gilt es, eine positive Haltung dir selbst gegenüber aufzubauen.
Wo hast du negative Glaubenssätze, die dich abwerten, klein machen, einschränken und deprimieren?
Anleitung -1-
- Notiere 5 – 10 negative Glaubenssätze, dich selbst betreffend. Nimm dir 2 – 5 davon und formuliere sie so um, dass sie dich voranbringen, dich bestätigen und ermutigen.
„Ich bin ein wertvoller Mensch.“
„Ich habe schon viel erreicht.“
- Notiere ebenso negative Glaubenssätze deinen Kinderwunsch betreffend. Formuliere auch diese um, so dass sie dich ermutigen und entspannen.
„Ich werde ein gesundes Kind austragen.“
Anfangs wird es dir schwer fallen die positiven Affirmationen auszusprechen und zu glauben. Doch gerade in den folgenden Schritten wirst du erleben, dass es leichter wird, wenn es dir gelingt dich dabei völlig zu entspannen.
Im ersten Schritt haben wir also positive Einstellungen aufgebaut.
Nun soll es darum gehen diese auch in inneren Bildern in dir zu verankern. Auch wenn du mit Affirmationen nichts anfangen konntest, findest du vielleicht über die Imaginationen einen Zugang zu deinen entspannten und positiven Haltungen.
Imaginationen
Imaginationen sind innere Bilder. Sie gehen mit entsprechenden Emotionen und Gedanken einher. Nun soll es darum gehen, positive innere Bilder aufzubauen. Auch hier ist es wichtig, dass du ein kraftvolles und positives inneres Bild von dir selbst in dir aufrufen kannst. Und ebenso auch deinen Kinderwunsch betreffend.
- Schließe deine Augen und stelle dich dir vor, wie du bist, wenn du dein Leben in allen Bereichen kompetent meisterst. Vielleicht gibt es einen Bereich, in dem du das gerade besonders intensiv erlebst. Versuche diesen Anteil zu stärken und auch auf die anderen Lebensbereiche zu übertragen.
- Schließe deine Augen und versuche dir ein Wohlfühlbild, deinen Kinderwunsch betreffend, zu entwickeln. Dies kann sich auch am Problembereich orientieren. Wenn du weißt, wieso es bei dir schwierig ist mit dem Kinderkriegen. Baut sich deine Gebärmutterschleimhaut nicht richtig auf, kannst du dir das Bild einer gut aufgebauten Gebärmutterschleimhaut vorstellen, die wie ein weiches Bett auf die befruchtete Eizelle wartet. Oder du stellst dir vor, wie es ist, schwanger zu sein. Achte darauf, dass du dabei in einem positiven emotionalen Bereich bleibst. Die inneren Bilder sollen dich stärken und dir helfen, daran zu glauben, dass du es schaffen kannst, ein Kind auszutragen.
Entspannung
Wie wichtig Entspannung ist, habe ich oben bereist erwähnt. Es ist egal, wie du es schaffst, dich zu entspannen. Du kannst diesen Zustand nutzen, um deine Affirmationen und Imaginationen zu stärken. Der einen gelingt dies eher in Bewegung, der anderen in Ruhe.
Meditation

Meditation an sich führt schon zu positiven neuronalen Veränderungen und bringt eine tiefe und langfristige Entspannung mit sich. Du kannst diesen Effekt nutzen und verstärken, in dem du in dieser tiefen Entspannung positive Glaubenssätze in dein Unterbewusstsein einpflanzt wie kleine Bäumchen, die dann wachsen und gedeihen können, wenn du sie regelmäßig pflegst. Gehe regelmäßig in die Ruhe und betrachte deine positiven inneren Bilder und wiederhole deine positiven Glaubenssätze. Damit sie sich verinnerlichen, braucht es Routine und mindestens 120 Wiederholungen. Solange benötigt unser System, damit es neue Gewohnheiten etablieren kann. Und Denkroutinen sind nichts anderes als Gewohnheiten. Ob es sich dabei um gute oder schlechte Gewohnheiten handelt, liegt vor allem in deiner Hand.
Yoga
Yoga ist ebenso wie Meditation eine wunderbare Form, um in die Ruhe zu finden. Du kannst in den Asanas die Ruhe nutzen um deine Bilder zu fixieren und deine Glaubenssätze zu wiederholen oder du nutzt die fließenden Bewegungen des Vinyasa-Yoga und wiederholst dabei deine Bilder und Einstellungen. Wenn dir das zu schwierig ist, kannst dich beim Yoga auspowern und zur Ruhe kommen und in der Entspannung am Schluss die inneren Bilder und Überzeugungen festigen.
Ich hoffe, die Anregungen helfen dir auf deinem steinigen Weg, entspannter die Hürden zu nehmen. Wichtig: Achte darauf, ob es dir wirklich gelingt, deine Einstellungen zu ändern. Scheint das unmöglich, solltest du schauen, ob gegebenenfalls traumatische Erfahrungen die Veränderung blockieren. Dann braucht es eine spezielle Aufarbeitung dafür.
Ich wünsche dir eine WUNDERVOLLE Zeit!
von Tanja Krieger | Mrz 15, 2023 | Fehlgeburt, Geburtsvorbereitung, Kinderwunsch, künstliche Befruchtung, Schwangerschaft |

Der Mensch ist ein äußerst ökonomisches Wesen. Wir funktionieren so super und können so hohe Leistungen erbringen, da wir alltägliche Prozesse und Erfahrungen auf ihre Gemeinsamkeiten reduzieren. Alles was sich wiederholt, in gleicher oder ähnlicher Form, wird in einem Muster zusammengefasst.
Dies dient zum einem der oben erwähnten Ökonomie in den alltäglichen Abläufen und anderseits auch der schnellen Erkennung von Gefahren.
Unsere Erfahrungen prägen uns. Sie prägen unsere emotionalen, gedanklichen und Verhaltensmuster bis hin zu den körperlichen Prozessen, denen ich mich in meinem nächsten Artikel widmen werde.
Von klein auf machen wir uns ein Bild von uns selbst, anderen Menschen und der Welt im Allgemeinen. Gerade frühen Erfahrungen in den Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, meist den Eltern, prägen dabei unser Selbstbild und Weltbild am stärksten und stabilsten. Fühlen wir uns von unseren Eltern angenommen und geliebt und schaffen sie es, uns zu geben, was wir brauchen, dann wenn wir es brauchen, entwickeln wir ein positives Bild von uns selbst, den anderen und der Welt. Mangelt es jedoch an den lebensnotwendigen Dingen, so bleiben Unsicherheit und Selbstzweifel.
Negative Einstellungen sich selbst gegenüber, bilden sich z.B. durch abwertende Aussagen oder offensichtloch abwertendes Verhalten anderer, vor allem unserer Eltern, uns gegenüber. Bilden sich dadurch Einstellungen, die sich mit den Aussagen unserer Bezugspersonen decken, so bezeichnet man das als explizite Glaubenssätze. Denn man kann sie ohne weiteres zuordnen und aussprechen. Haben sich solche Überzeugungen jedoch daraus entwickelt, wie man auch auf subtilerer Ebene mit uns umgegangen ist, so bestimmen sie zwar unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten, aber es dürfte schwerfallen, sie spontan ausformulieren. Sie sind auch nicht so einfach einer bestimmten Person(-engruppe) zuzuordnen, die an der Entstehung beteiligt war. Um sie aufdecken, muss man oft zwischen den Zeilen lesen und vor allem über einen längeren Zeitraum genau beobachten. Diese Form bezeichnet man als implizite Glaubenssätze.
Eltern sind nicht perfekt und bringen meist ihre eigenen Bindungserfahrungen mit. Dies kann dazu führen, dass sie keine stabile Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Das Kind fühlt sich dann vielleicht nicht ausreichend geliebt, gesehen, anerkennt oder verstanden. Dadurch wird es sich selbst als minderwertig, falsch und anders empfinden. Es wird vielleicht das Gefühl haben, Gutes nicht zu verdienen oder auch davon ausgehen, dass bei ihm sowieso immer alles schief geht. Viele von uns kennen solche oder ähnliche Gedanken mehr oder weniger.
Gerade in belastenden Situationen, zu denen der unerfüllte Kinderwunsch ohne Frage zählt, treten destruktive Muster besonders gern auf den Plan. Sie bestätigen uns darin, dass wir ja eh nichts hinbekommen, es nicht verdienen, nichts wert sind, immer alles falsch machen und/oder wahrscheinlich sowieso kein/e gute/r Mutter/Vater wären. So absurd es klingt, auch wenn wir uns selbst runtermachen, so soll uns dies schützen. Unsere Psyche versucht uns plausibel zu erklären, wieso uns das geschieht. Das Gefühl zu verstehen, wieso etwas so und nicht anders ist, nimmt schon mal einen Teil der Ohnmacht. Dabei ist unerheblich, ob es der Wahrheit entspricht.
Wieso ist es so wichtig, dass wir diese Muster erkennen und verändern?
Wenn dich zum Beispiel das Muster bestimmt, dass du sowieso keine gute Mutter wärst, dann kann dies deinen Kinderwunsch entscheidend behindern. Außerdem machen dir selbstabwertende Muster die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Gut für dich zu sorgen bedeutet auch und vor allem gut über dich zu denken.
Erkennst du dich in den Beschreibungen oben wieder, dann lade ich dich ein, deine selbstschädigenden Muster aufzudecken und sie zu ändern, in dir nützliche Muster.
Schauen wir uns zunächst deine expliziten Glaubenssätze an.
Anleitung -1-
Schreibe spontan negative Gedanken auf, die dir im Zusammenhang mit deinem Kinderwunsch, regelmäßig das Leben schwer machen.
- Handelt es sich dabei um allgemeine Denkmuster, wie „Wieso sollte bei mir auch mal was klappen?“ oder sind es eher
spezifische Denkmuster den Kinderwunsch betreffend: „Ich bin zu blöd zum Kinderkriegen.“?
Die Unterscheidung ist insofern wichtig, da hinter den spezifischen, immer noch globale Abwertungsmuster stehen, die dann ebenso noch identifizieren müssen werden. Hierzu kannst du ganz allgemeine Glaubensätze aufschreiben, die dir regelmäßig das Leben schwer machen.
Anleitung -2-
Stelle dir vor, du bist schon Mutter/Vater und dein Kind würde solche selbstabwertende Sätze über sich sagen. Was würdest du ihm sagen?
- Versuche seine Aussagen in positive umzuformulieren.
- Finde eine Formulierung, die du mit Überzeugung auch für dich vertreten kannst. Denn dann kannst du sie gut verinnerlichen und sie zu spontanen Denkmustern verfestigen. Du datest dich sozusagen auf den aktuellen Stand deines Lebens up. Bei unserem Computer machen wir das ständig, bei uns selbst sind wir da oft nachlässig. Dabei kann sich das nicht nur positiv auf dein Seelenleben in der Kinderwunschzeit auswirken, sondern auch auf deine Fruchtbarkeit.
Aber Achtung. Es ist nicht immer so leicht sein Denken zu ändern. Zum einen braucht alles, ob Denken, Fühlen oder Handeln 120 Wiederholungen, ehe es zur Gewohnheit wird. Zum anderen kann es auch sein, dass hinter den negativen Einstellungen traumatische Erfahrungen stehen. Dann kann man nicht einfach umdenken und alles ist gut. Dann reicht ein up-date nicht aus. Da braucht es zusätzlich noch eine traumatherapeutische Aufarbeitung des Geschehens.
Auch wirst du merken, dass du immer wieder in alte Denkmuster verfällst, vor allem zu Beginn der Veränderung. Das ist nicht schlimm, wer stolpert und wieder aufsteht, fasst Vertrauen.
Um die neuen Einstellungen zu verfestigen, kann es helfen, sie gut sichtbar aufzuhängen oder sie sich täglich einmal durchzulesen.
Am effektivsten ist es, sie in einem Zustand tiefer Entspannung, wie beim autogenen Training, der Shavasana beim Yoga oder beim Meditieren, immer wieder mantraähnlich zu wiederholen. Dann gehen sie tief ins Unterbewusstsein und verfestigen sich schneller, als wenn du sie im Stress des Alltages „trainierst“.
Wenn du das Gefühl hast, dass dich unbewusste Muster sabotieren, können dir folgenden Anleitungen helfen.
Anleitung -3-
Denke zurück an Situationen, in denen du etwas erlebst hast, das dich enttäuscht hat oder noch anderweitig belastet. Vielleicht fühlt es für dich dann ganz selbstverständlich so an, als hättest du nichts Gutes oder wärest selbst schuld. Versuche zu greifen, wie du das Geschehen aus der Sicht von Urvertrauen: „Ich komme alles was ich brauche, dann wenn ich es brauche.“ bzw. Urmisstrauen: „Ich bin nicht sicher, ob ich das was ich brauche, dann wenn ich brauche bekomme.“, betrachtest. Hast du innere Sicherheit, dass doch noch alles gut wird oder zweifelst du oder gehst gar davon aus, dass du deine Ziele sowieso nicht erreichen wirst.
- Versuche deine Gefühle und Gedanken, die im Hintergrund wirken zu fassen und auszuformulieren. Fertige dazu zunächst ein Mindmap an, wo du alles einfach ohne Zensur niederschreibst. Falls du noch kein Kernwort, also sozusagen den Titel, hast, lass in der Mitte des Blattes einfach Platz.
- Lies dir deine Notizen nochmal durch und versuche Zusammenhöriges farblich gleich zu markieren.
- Formuliere nun einen Glaubenssatz, der die Inhalte der Mindmap zusammenfasst und das Wirken dieses Musters in deinem Leben zum Ausdruck bringt.
- Reduziere die Aussage auf ein Wort. Dies kannst du als Kernwort verwenden, falls du noch keines hast oder wenn es sich besser anfühlt, das vorhandene ersetzen.
Diese Aufgabe kannst du sooft wiederholen, bis du alle impliziten Glaubensätze aufgedeckt hast. Nun soll es darum gehen sie zu deinstallieren bzw. zu aktualisieren.
Anleitung -2-
- Lade deinen aufgedeckten Glaubenssatz zu einem Gespräch am runden Tisch ein. Neben dir sitzt noch ein innerer stärkender Anteil. Gib beiden einem Namen und schreibe einen Dialog zwischen euch dreien. Dabei ist es wichtig, dass du den negativen Glaubenssatz nicht angreifst. Dieser innere Anteil hat dir geholfen, dich so zu halten, dass du früher überleben konntest. Doch heute schadet er dir mehr, als er dir nutzt. Doch davon weiß er nichts.
Was haben die verschiedenen Gesprächspartner zu sagen? Du als der erwachsene Part musst das Gespräch leiten und zu einem gütlichen Ende führen.
- Welche Aufgabe hat der bisher negative Anteil? Und wie kannst du seine Fähigkeiten heute nutzen. Welche Aufgabe kann er ab nun übernehmen oder kann er zur Ruhe kommen? Versuche in einem Bild die Fähigkeiten darzustellen und deren bisherige Aufgabe. Stelle ein Transformation dieser Funktionen im Hier und Jetzt dar.
Ich hoffe, du bist deinen negativen Glaubenssätzen auf die Spur gekommen und konntest sie entschärfen und befrieden. Nimm dich an und lerne dich zu lieben.
Ich wünsche dir eine WUNDERvolle Zeit!
von Antje Przyborowski | Mrz 9, 2023 | Abschied von Kinderwunsch, Adoption/Pflegschaft, Kinderwunsch, künstliche Befruchtung |
„Nicht mal das bekomme ich hin!“ Kennst du diesen Ausspruch von dir? Wenn wieder deine Regelblutung eingesetzt hat? Oder du „schon wieder“ eine Fehlgeburt hattest? Es gibt diese Momente in der Kinderwunschzeit und nicht nur dort. Du hast den Eindruck, dass gar nichts mehr geht. Egal, was du tust, es erscheint dir sinnlos, weil nicht das dabei herauskommt, was du dir wünschst.
So pauschal dieser Satz ist, so falsch ist er auch. Denn er impliziert, dass du gar nichts hinbekommst. Was so nicht stimmt. Immerhin bist du gerade in der Lage, diesen Satz zu sagen. Das ist schon mal mehr als nichts. Richtig ist eher, dass dir das, was du in diesem Moment versuchst, nämlich ein Kind zu bekommen, nicht gelingt. Und diese Situation ist einfach furchtbar. Vor allem wenn du den Eindruck hast, dass „jede(r)“ außer dir es schafft, schwanger zu werden.
Doch neben dem, was gerade gar nicht geht, gibt es jetzt genauso Dinge, die du schaffst. Vielleicht gelingt es dir trotz allem, morgens aufzustehen. Oder du bist in der Lage, zur Arbeit zu gehen. Oder dir jeden Tag etwas zu Essen zu machen. Gerade Routinetätigkeiten bekommen wir auch in schlechten Zeiten gut hin, weil wir über sie nicht nachdenken müssen. Sie laufen automatisch ab. Mit ihnen kannst du anfangen, auch wenn es gefühlt nur Kleinigkeiten sind. Suche sie dir. Sie können dir wieder Kraft geben. Denn du bist besser, als du (gerade) glaubst.
Pauschalurteile ziehen dich runter
Wer kennt sie nicht: die Pauschalurteile. Dicke Menschen sind faul. Alte Leute sind langsam, schwerhörig und lieben Volksmusik. Jugendliche sind laut und unhöflich. Doch wir treffen diese Urteile nicht nur über andere, sondern vor allem über uns selbst: „Nie bekomme ich was hin!“ „Immer fällt mir etwas runter!“ „Immer muss das mir passieren!“ oder eben „Nicht mal das bekomme ich hin!“ Gerade in der Kinderwunschzeit tauchen sie öfter auf, als dir vielleicht lieb ist.
Wenn du genau in dich hineinspürst, wirst du feststellen, dass trotz der Wut, mit der du diese Worte vielleicht herausschleuderst, sie dich in deinem Innersten hineinziehen in ein tiefes Loch. Aus ihm gibt es scheinbar kein Entrinnen. Du schlägst dich quasi selbst. Mit deinen eigenen Worten. Du wertest dich ab. Du sprichst dir jede Selbstwirksamkeit ab. Denn egal, was du tust, es funktioniert ja offensichtlich nicht.
Gerade wenn du seelisch angeschlagen bist, kannst du in diese Abwärtsspirale rutschen. Wenn dir dein unerfüllter Kinderwunsch die Lebensfreude nimmt. Wenn dich all die Schwangeren und Mütter mit Babys um dich herum gefühlt anklagen. Diese Momente zerren an deinem Selbstwertgefühl und deiner Selbstwirksamkeit. Du bist verunsichert und musst erst einmal mit dieser neuen Situation zu Rande kommen. Mit den Pauschalurteilen über dich versetzt du dir dann den nächsten Schlag.
Sie kommen aus deiner Kindheit
Doch woher kommen diese Sätze? Oftmals sind sie ein Überbleibsel deiner Erlebnisse in deiner Kindheit. Vielleicht von deinen Eltern, die zu dir meinten: „Lass mal, ich mach das. Das kriegst du sowieso nicht hin.“ Oder von einer Erzieherin mit der Aussage: „Ach die Anne. Der fällt immer alles runter.“ Oder von einem Lehrer, der lieblos sagte: „Schon wieder eine Vier. Etwas anderes hatte ich gar nicht von dir erwartet.“
All diese Sätze, vor allem wenn sie regelmäßig wiederholt und von liebevollen Erwachsenen nicht richtiggestellt wurden, sind dazu geeignet, dir später das Leben schwer zu machen. Eben dann, wenn es dir nicht gut geht. In guten Zeiten kannst du da vielleicht drüber stehen. Dann ist dir bewusst, dass diese Aussagen in ihrer Pauschalität so nicht stimmten. Dass du sogar ganz viel hinbekommen hast. Oder dir nicht alles heruntergefallen ist, sonst hätte es ja ständig gescheppert. Oder dass du in anderen Fächern richtig gut warst. Doch wenn es dir schlecht geht so wie jetzt, kommen die alten falschen Glaubenssätze gern wieder hoch.
Dann bekommt der innere Kritiker, den du sonst vielleicht so gut in Schach halten konntest, Oberwasser. Wie ein kleines Teufelchen sitzt er auf deiner Schulter und holt all die alten Pauschalurteile wieder hoch. Und weil du so angeschlagen bist, hast du ihm vermeintlich nichts entgegenzusetzen. Du bekommst eher den Eindruck, dass er recht hat. Dass du dir die ganze Zeit etwas vorgemacht hast. Dass die Menschen aus deiner Kindheit recht hatten.
Pauschalurteile sind pauschal falsch
Doch das stimmt so nicht. Pauschalurteile sind pauschal falsch. So wie es flotte Dicke und sportliche Alte gibt, so sind auch dir in deinem bisherigen Leben Dinge gut gelungen. Sonst wärst du heute nicht hier. Du hast vielleicht einen Schulabschluss gemacht und einen Beruf erlernt. Oder hast dir selbst das Kochen und Backen beigebracht. Vielleicht du bist in der Lage, einen Schrank zu bauen. Oder einen Garten zu gestalten.
Wenn dir Sätze mit „immer“, „nie“ oder ähnlichen verallgemeinernden Wörten begegnen, solltest du vorsichtig sein. Denn sie stimmen wahrscheinlich nicht. So wie es nicht „immer“ regnet oder „nie“ die Sonne scheint, so ist auch dein Leben eine Mischung aus guten und schlechten Tagen, Erfolgen und Niederlagen.
Sei dir bewusst, dass dir im Moment gerade etwas Bestimmtes nicht gelingt. Du bist gerade jetzt nicht schwanger oder hast gerade dein Kind verloren. Dieser Moment ist aber nicht dein ganzes Leben. Er ist nur ein Ausschnitt. Vielleicht wirst du irgendwann schwanger sein, vielleicht auch ein Kind bekommen. Vielleicht wird dein Leben aber auch ganz anders sein. Denn Schwanger werden und Kinder bekommen ist etwas, was wir nicht mit viel Leistung erzwingen können.
Entlarve die Lüge in deinem Satz
Wenn dir also so ein Satz rausrutscht, dann schau ihn dir am besten mal genau an. Frage dich, ob er stimmen kann. Wenn dein Satz also lautet: „Nicht einmal das bekomme ich hin!“, dann nimm ihn einfach auseinander. Denn er impliziert, dass du gar nichts hinbekommst. Weder Atmen, noch Essen oder Trinken, geschweige denn Aufstehen, Gehen oder Schlafen. Er kann also nicht stimmen.
Du könntest jetzt schauen, was du alles kannst. Zum Beispiel Atmen, Essen, Trinken, Aufstehen, Gehen oder Schlafen. Doch vermutlich noch vieles mehr. Du kannst auch schauen, was du heute schon alles hinbekommen hast. Vielleicht warst du mit dem Hund eine Runde draußen. Oder hast Essen gekocht. Vielleicht warst du – trotz, dass du emotional angeschlagen warst – Arbeiten. Oder hast es geschafft, den Müll rauszubringen. Meist findest du mehr, als du glaubst.
Du denkst, das ist ja gar nichts (schon wieder so eine Pauschalaussage). Doch, es ist eine ganze Menge. Denn jeder Schritt, den du bewusst gehst, bringt dich wieder aus deinem Tief heraus. Auch wenn es zunächst nur ein klitzekleines Bisschen ist. Jeder dieser Schritte zeigt dir, dass du etwas bewirken kannst. Dass dir deine Kinderlosigkeit im Moment vielleicht den Boden unter den Füßen wegzieht, aber du trotzdem etwas tun kannst. Wenn du das jeden Tag tust, vielleicht auch noch mehrmals, wirst du feststellen, dass du besser bist, als du glaubst. Vertraue auf dich.
Achte auf dich.
von Antje Przyborowski | Feb 9, 2023 | Kinderwunsch |
Unerfüllter Kinderwunsch ist oft bedrückend, kraftzehrend und düster. Oftmals hat daneben nichts mehr Platz. Alles die Dinge, an denen du dich früher erfreut hast, scheinen verschwunden. Jedes Negativ kann dich tiefer in ein Loch ziehen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Du funktionierst. Du nimmst vielleicht deine Behandlungstermine wahr. Oder die fruchtbaren Tage für Sex. Viel mehr geht manchmal nicht.
Neben dieses Loch kannst du einen Kraftort stellen, der dir Sicherheit bietet, wie eine kleine Insel, auf die du dich zurückziehen kannst. Zu einem Kraftort für dich kann jeder Ort werden, mit dem du etwas Positives verbindest. Vielleicht bist du einmal an einem solchen magischen Ort gewesen, an einem Platz mit einer besonderen Ausstrahlung. Das kann eine Bank mit einer schönen Aussicht gewesen sein. Ein Strand mit Palmen und klarem blauen Wasser. Der Anblick eines schneebedeckten Gipfels.
In dem du in Gedanken an diesen Ort zurückkehrst, ihm nachspürst, ihn ins Hier und Jetzt holst, kannst du deine Energiereserven wieder auffüllen. Du kannst fühlen, wie gut er dir tut und ihn neben deine Verzweiflung stellen. Nicht als Ersatz, sondern als Anker.
Ein Ort, an dem du dich wohl gefühlt hast
Wer im Internet das Wort „Kraftort“ eingibt, erhält diverse Hinweise auf geografische Orte, die nach esoterischen Vorstellungen eine besondere Erdstrahlung haben. Mit ihnen hat der Kraftort, den ich meine, jedoch nichts zu tun. Vielmehr geht es mir um einen Ort in deinen Erinnerungen oder deiner Phantasie, der dir in den schweren Stunden des unerfüllten Kinderwunsches helfen kann, Kraft und Halt zu finden.
Dieser Kraftort kann ein realer sein. Einer, an dem du warst, wo du dich rundherum wohl und sicher gefühlt hast. Wohin du gern zurückkehren würdest. Wo du deinen Seelenfrieden fandest und die Welt außen vor blieb. Das kann ein Ort am Meer sein. An dem die Wellen rauschen. Die Möwen rufen. Die Sonne dich wärmt. Deine nackten Füße im Sand spielen. Der Wind deine Haut streichelt. Wo du auf einer Düne sitzt und auf das Wasser schaust. Eins mit dir bist und deiner Umgebung.
Das mag jetzt vielleicht kitschig klingen, aber wir alle kennen solche Orte. Irgendwann in unserem Leben gab es diese Momente, wo wir ganz bei uns waren. Wo wir uns voller Kraft und Energie fühlten. Wo uns nichts zu schwer erschien.
Bei deinem Kraftort kann sich aber auch um einen imaginären Ort handeln. Ein kleines Paradies, so wie du es dir vorstellst. Vielleicht hast du so einen Ort einmal in einem Film gesehen. Oder in einem Buch eine Beschreibung gelesen. Zum Beispiel von einer grünen Oase, umgeben von schneebedeckten Bergen. Ein Wasserfall plätschert leise. Im Hintergrund zwitschern Vögel. Ein leichter Wind weht. Die Blätter rascheln im Wind. Ein Ort, um dich geborgen zu fühlen. An dem alles gut ist für dich.
Egal, ob es sich bei deinem Kraftort um einen realen oder einen fiktiven Ort handelt, wichtig ist nur, dass du mit diesem Ort Frieden, Ruhe, Wohlgefühl und Sicherheit verbindest.
Ein Ort für deinen inneren Frieden
Ein Kraftort kann dir, wie der Name schon sagt, Kraft und Halt in schweren Stunden geben. Indem du dich an ihn erinnerst, kannst du ihn in die Gegenwart holen. Du kannst spüren, wie es sich jetzt anfühlt, wenn du an diesen Ort denkst. Dieser Kraftort wird deine Verzweiflung am unerfüllten Kinderwunsch nicht verschwinden lassen. Du wirst auch davon nicht schwanger werden. Aber du kannst damit ein positives Gefühl neben deine aktuelle Situation stellen. Als einen Anker, der dich hält in diesen stürmischen Zeiten.
Als ich vor vielen Jahren – mitten in meiner Kinderwunschzeit – im Urlaub auf Teneriffa war, fand ich einen meiner Kraftorte. Ich bestieg den Berg Guajara direkt gegenüber vom höchsten Berg der Insel, dem Teide. Als ich nach einiger Kraxelei oben ankam, öffnete sich mir der Panoramablick auf den schneebedeckten Teide. Dieser Anblick überwältigte mich. Die Sonne schien auf diesen Berg. Es war wie ein Blick auf den Sitz der Götter. Ein tiefes Glücksgefühl durchfuhr mich. Ruhe durchströmte mich. Aller Schmerz, alle Sehnsucht waren in den Hintergrund gerückt. Sehr, sehr lange saß ich einfach nur da und schaute auf den Teide. Ich sog seinen Anblick und die Wärme in mich auf. Am liebsten wäre ich nie wieder von dort weggegangen.
Wenn ich mir später diesen Moment in mein Gedächtnis rief, spürte ich wieder die Wärme und dieses tiefe Gefühl von Zufriedenheit. Mein Herzschlag wurde ruhiger. Ich spürte, wie mein Atem tiefer ging. Ich konnte mich entspannt zurücklehnen. Ich konnte die Kraft dieses Ortes wieder in mir spüren und sie aufnehmen. Meine Trauer und meine Verzweiflung am unerfüllten Kinderwunsch war in diesen Erinnerungsmomenten nicht weg, aber sie standen nicht mehr im Vordergrund.
Schaffe deinen Kraftort
Um deinen Kraftort zu finden, kannst du deine Erinnerungen nach den schönen Orten deines Lebens durchforsten. Wo hast du dich wohlgefühlt? Wo würdest du gern noch mal hingehen? Wenn dir gar nichts einfällt, kannst du auch alte Urlaubsfotos zur Hand nehmen. Spüre beim Betrachten der Bilder in dich hinein, welcher Ort dir Ruhe und Sicherheit vermittelt. Vielleicht bist du überrascht, welcher Ort dich anspricht.
Versuche dich zu erinnern, wie es dir damals ging. Was war dort besonders schön? Welcher Zauber lag über diesem Ort? Wo kannst du ihn spüren?
Und wenn du keinen Ort in deiner Erinnerung findest? Vielleicht fällt dir ein Film ein, in dem du einen solchen Platz gesehen hast. Oder eine Beschreibung in einem Buch. Vielleicht auch ein Bild aus einer Zeitschrift. Aus einem Urlaubsprospekt. Ein Ort, an den du immer mal wolltest, aber bisher nicht hinkamst. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Du kannst dir auch aus verschiedenen Orten einen Kraftort zusammensetzen. Wenn du dich zum Beispiel an eine sonnendurchflutete Lichtung im Wald erinnerst, kannst du in deiner Phantasie auch einen kleinen plätschernden Bach hinzusetzen. Spüre, wie sich das für dich anfühlt. Und wenn du im Hintergrund das störende Rauschen der Autobahn hörst? Wer hindert dich daran, diesen Phantasieort einfach an eine Stelle zu versetzen, wo Ruhe herrscht. Alles ist möglich, denn der Ort soll sich für dich gut anfühlen.
Damit du die Kraft findest für den nächsten Schritt, die nächste Stunde, den nächsten Tag. Damit neben dem Schutt deiner Rückschläge beim Kinderwunsch auch etwas Schönes stehen kann.
Achte auf dich.
von Tanja Krieger | Feb 2, 2023 | Kinderwunsch, Schwangerschaft, traumatische Geburten |
Kinderwunsch und die eigene Beziehung zu Mutter und Vater
Wir alle sind geprägt durch unsere frühesten Beziehungen zu unserer Mutter und unserem Vater: Egal, ob sie präsent sind oder nicht, es wirkt sich auf unser Leben aus. Die erste Beziehungserfahrung machen wir in der Mutter-Kind-Bindung. Erst später kommt der Vater als wichtige Bindungsperson dazu.
Wenn du in dieser Beziehung jedoch Mangel erfahren hast, so ist es wichtig diesen nachträglich zu bearbeiten. Sonst kann es deinen Kinderwunsch blockieren oder die Beziehung zum eigenen Kind ungünstig beeinflussen. Denn die eigene Mutter-Kind-Beziehung ist nun mal das Vorbild für unserer Bindung an das eigene Kind. Dabei kannst du dich entscheiden radikal alles anderes oder genauso zu machen, wie deine Mutter. Oder du schaust, was für dein Leben passt und übernimmst Nützliches. Unpassendes verwirfst du. Gerade wenn die Beziehung zur Mutter nicht intakt war, wirst du vielleicht dazu neigen Alles anders machen zu wollen. Dies kann in manchen wenigen Fällen richtig sein. Doch meist war ja nicht alles schlecht. Außerdem liegt diese Ablehnung meist nur darin begründet, dass du dich nicht mit dem Thema auseinandersetzen möchtest. Denn die alten Wunden willst du nicht wieder aufreißen. Das Problem ist nur, dass sie dich ebenso, wie die guten Erfahrungen geprägt haben. Und gerade, wenn du sie abwehrst, können sie dir auf die Füße fallen und unkontrolliert aus dir herausbrechen.

Sollst nun erst deine gesamte Kindheit aufarbeiten, ehe du Kinder bekommst? Auch hier, bekommt ihr, wie bei vielen Themen ein klares JEIN. Denn Nicht immer erst Zeit, alle Themen aufzuarbeiten. Aber natürlich wäre es der ideale Zustand. Darüber hinaus, kann es nötig sein, erst die alten Wunden heilen zu lassen und ungünstige Einstellungen zu ändern. Denn eine ungünstige Beziehung zur eigenen Mutter bringt ungünstige Einstellungen dir selbst gegenüber. Du werdest dich ab, fühlst dich unfähig oder kannst nicht vertrauen. Vielleicht hat sich durch das Vorbild deiner Mutter auch ein Mutterbild bei dir entwickelt, womit du Schwierigkeiten hast und dass dir vielleicht sogar Angst vor deiner Mutterrolle macht. Vielleicht hat deine Mutter auch immer erzählt, wie mühsam und anstrengend die Schwangerschaft und/oder die Geburt waren und du bist nicht sicher, ob du das auf dich nehmen willst.
Oft sind uns solche Einstellungen gar nicht bewusst und wirken im Verborgen. Sie können deinen Kinderwunsch sabotieren und bewirken, dass es einfach nicht klappt mit dem eigenen Kind.
Zu diesem Thema versuche ich mit den Frauen in meiner Praxis einige Fragen zu klären.
Schreibanleitung
Versuche die folgenden Fragen in einem Fließtext zu beantworten.
- Was weißt du aus deiner frühen Kindheit (1.-3. Lebensjahr)?
Natürlich meine ich nicht aus eigenen Erinnerungen, denn an die ersten drei Jahre können wir uns im Regelfall nicht bewusst erinnern. Aber oft wird ja in Familien von früher erzählt. Wie war die Geburt, warst du ein einfaches oder schwieriges Kind? Ab wann warst du im Kindergarten?
- Wie hast du selbst deine Beziehung zu deiner Mutter erlebt?
Hast du dich sicher, geliebt und gut versorgt gefühlt? Oder fühltest du dich eher allein und unverstanden?
- In welcher Beziehung stehst du heute zu deiner Mutter?
Unabhängig von dem was gewesen ist, wie bist du heute als Erwachsene mit deiner Mutter in Beziehung?
Und für alle, die bereits Kinder haben:
- Wie hat das eigene Muttersein, den Blick auf deine Mutter und die Beziehung zu ihr verändert?
Über die eigene Mutter hinaus, sind wir natürlich auch das gesellschaftliche Mutterbild geprägt.
Anleitung
- Male ein Bild, das darstellt, deiner Meinung das gesellschaftliche Mutterbild ist.
Schreibanleitung
- Schreibe nun einen Dialog mit deiner Mutter, in dem du ihr erklärst, wieso du eine gute Mutter sein wirst.
Kinderwunsch wird oft kritisch hinterfragt, als wolle man sich als Frau, den anderen Lebensaufgaben nicht stellen und sich ins Muttersein flüchten.
- Erkläre so einer kritischen Person, wer du bist, auch falls du nie Mutter wirst oder neben deiner Mutterrolle, wenn du bereits Kinder haben solltest.
Ich hoffe, du bist dir mit diesen Aufgaben etwas nähergekommen, was deine Mutterrolle und eventuelle Ängste, Verletzungen und innere Blockaden angeht. Wenn du festgestellt hast, dass es Verletzungen aus deiner Kindheit gibt, die noch nicht befriedet sind. Dann wäre ein möglicher nächster Schritt, mit diesem inneren Kind/ den inneren Kindern zu arbeiten und sie zu heilen.
Ich wünsche dir eine WUNDERvolle Zeit!
von Antje Przyborowski | Jan 26, 2023 | Abschied von Kinderwunsch, Fehlgeburt, Kinderwunsch, künstliche Befruchtung |
Unerfüllter Kinderwunsch und Trauer – das passt für viele Menschen auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Denn Trauer verbinden wir in der Regel damit, dass wir etwas, was uns lieb und teuer war, verlieren. Wie zum Beispiel einen uns nahestehenden Menschen. Doch beim unerfüllten Kinderwunsch fehlt es in der Regel genau daran.
Das Kind, das wir uns wünschen, ist noch gar nicht da. Deshalb wird Paaren und vor allem Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, zwar von ihrem Umfeld ein gewisses Leiden daran zugestanden, aber Trauer? Wie kannst du um etwas trauern, das vielleicht nie da war, weil du nie schwanger warst? Oder das in den ersten Schwangerschaftswochen als „Zellklumpen“ abgegangen ist?
Ich möchte dich heute einladen, einmal genauer hinzuschauen. Trauer ist vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hat. Gerade in der Kinderwunschzeit und bei unerfülltem Kinderwunsch ist sie stetig präsent. Wir nennen sie nur anders: Enttäuschung, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Angst, Neid, Schuld, Leere. All diese Gefühle sind da, weil wir das, was wir uns wünschen, nicht haben und vielleicht auch nie haben können.
Was ist Trauer überhaupt?
Trauer, wie wir sie heute verstehen, ist ein emotionaler Zustand. Ein Gefühl. Ein seelischer Schmerz. Wir sind zornig, fassungslos, ohnmächtig, wütend oder auch betäubt. Oder wir haben Angst, schämen uns, sind verzweifelt, fühlen uns leer oder geben uns selbst die Schuld an dem, was passiert ist. Etwas hat sich verändert, das sich unserem Einfluss entzieht. Dafür muss nicht unbedingt ein geliebter Mensch sterben. Wir sind einer Situation ohnmächtig – ohne Macht – ausgesetzt.
Dazu gehört auch der unerfüllte Kinderwunsch. Du möchtest gern Kinder, aber sie kommen nicht. Entweder wirst du gar nicht erst schwanger. Oder du wirst zwar schwanger, verlierst die Kinder aber. Für Außenstehende war „noch gar nichts da“, doch für dich haben diese Kinder gelebt, selbst dann, wenn sie noch nicht gezeugt wurden. Denn mit dem Kinderwunsch, der in uns entsteht, entsteht auch ein Bild von dem Kind oder den Kindern, die wir haben möchten.
So waren meine (ungeborenen) Kinder bereits mit dem Entstehen des Kinderwunsches in mir präsent. Es sollte ein Pärchen sein, erst der Junge, dann ein Mädchen. Mein Mann und ich hatten sogar schon Namen für die beiden. Auch der Charakter war mehr oder weniger vorgezeichnet. Ein bisschen was von mir und ein bisschen was von meinem Mann. Ich sah mich mit den Kindern auf dem Arm, mit ihnen spielen und unterwegs sein. Es war eine Traumwelt, aber für mich durchaus real. Mit jeder Regelblutung platzten diese Träume ein bisschen. Meine Kinder starben. Jedes Mal aufs Neue.
Ob also eine Situation wie beim Tod eines geliebten Menschen real besteht oder es sich nur um den Verlust einer Erwartung oder eines Wunsches, wie zum Beispiel beim unerfüllten Kinderwunsch, handelt, ist für das Empfinden von Trauer völlig egal. Die Situation sagt auch nichts darüber aus, wie tiefgreifend dein Schmerz ist. Genauso spielt es keine Rolle, ob deine Mitmenschen deine Trauer nachvollziehen können.
Es gibt keine „Standard“-Trauer
Trauer ist auch nicht miteinander vergleichbar, denn jeder Mensch fühlt anders. Gerade beim unerfüllten Kinderwunsch werden wir immer wieder damit konfrontiert, dass Außenstehende unsere Trauer nicht nachvollziehen können. Getreu dem Motto „Da war doch noch gar nichts“ erwarten sie, dass wir weitermachen, als wäre da „Nichts“ gewesen. Doch es ist nicht „Nichts“, um das wir trauern, sondern unser Kind, was fehlt.
Gerade bei Fehlgeburten fehlt oft das Verständnis der Umwelt. Da kommen aufmunternd gemeinte Sprüche wie „Beim nächsten Mal wird es schon klappen“ oder „Wer weiß, wozu es gut war“. Doch wozu soll die Erfahrung einer Fehlgeburt gut sein? Alle rationalen Erklärungen, warum das Kind in deinem Bauch verstorben ist, lindern nicht deinen Schmerz, den du über diesen Verlust fühlst.
Trauer kennt auch keine Zeit. Der Schmerz darüber, dass du keine Kinder bekommen kannst oder sie wieder verloren hast, kann Jahre und Jahrzehnte dauern. Unerfüllter Kinderwunsch bedeutet auch den Verlust einer Lebensvorstellung. Dein Leben wird ohne Kinder definitiv anders aussehen als mit Kindern. Das heißt nicht, dass es deshalb ein schlechtes Leben sein wird, aber es wird eben nicht so sein wie mit Kindern.
Auch die Anzahl der Kinder, die du hast, ändert etwas in deinem Leben. Wenn du dir drei Kinder wünschst, wird bei nur zweien immer etwas fehlen. Deshalb kann der nicht erfüllte Kinderwunsch für ein drittes oder viertes Kind genauso schmerzhaft sein wie für das erste. Das mag für deine Mitmenschen befremdlich sein. Doch in der Trauer gibt es kein Richtig und kein Falsch, sondern nur deine persönliche Trauer.
Trauer – der rote Faden beim unerfüllten Kinderwunsch
Trauer zieht sich also wie ein roter Faden durch die Kinderwunschzeit. Und sie wird nach meiner Erfahrung mit jedem vergeblichen Versuch schlimmer. Anfangs nahm ich das Ausbleiben einer Schwangerschaft noch relativ gelassen. Ich sagte mir: Es dauert eben ein bisschen. Doch nachdem das immer und immer wieder passierte, zog es mich immer weiter runter. Um mich herum wurden gefühlt alle Frauen schwanger, aber ich nicht. Das tat weh, so weh, wie ich es mir nicht hatte vorstellen können.
Oftmals kommt dann als nächster Schritt die künstliche Befruchtung. Gerade wenn die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft so wie bei uns gering sind, kann die künstlichen Befruchtungen mit ihren höheren Erfolgsraten ein Ausweg sein. Doch auch hier bringt jedes Negativ die Trauer wieder hoch. Wenn dann noch durch Mediziner auf den nächsten Versuch gedrängt wird, so wie wir es erlebt haben, kann Trauer auch nicht ver- und bearbeitet werden.
Auch unüberlegte oder unsensible Reaktionen deines persönlichen Umfeldes machen die Sache nicht gerade leichter. Irgendwann habe ich nicht mehr erzählt, dass wir Kinder wollten, es aber nicht klappte. Ich wollte einfach keine gutgemeinten („Das wird schon noch, bei XY hat es auch gedauert.“) oder blöden Sprüche („Soll ich euch mal zeigen, wie es geht?“) mehr hören. Gerade bei den gutgemeinten Sprüchen fühlte ich mich noch mehr als Versager als ohnehin schon.
Trauer findet sich selbstverständlich auch nach Fehl- oder Totgeburten. Gerade eine hier nicht gut verarbeitete Trauer kann zur Belastung einer künftigen Schwangerschaft und der Eltern-Kind-Bindung führen. Denn die Angst, so etwas noch einmal zu erleben, bleibt hängen. Auch wenn dein Kind nicht gesund oder gar behindert ist, kann sich Trauer einnisten. Denn dein Kind wird anders sein, als du es dir gewünscht hattest, und damit auch dein Leben.
Kinderwunschzeit ist auch Lebenszeit
Durch den unerfüllten Kinderwunsch bekommen wir oft einen Tunnelblick. Alles dreht sich nur noch um fruchtbare Tage, Regelfälligkeit, den nächsten Behandlungszyklus. Doch die Kinderwunschzeit ist bei all dem Belastenden doch auch Lebenszeit. Deine Lebenszeit. Die Jahre, die du mit der Erfüllung deines Kinderwunsches verbringst, werden nie wieder kommen. Du wirst nie wieder 25, 31 oder 39 sein.
Deshalb wünsche ich dir, dass es dir gelingt, diese Zeit nicht ausschließlich vom Kinderwunsch bestimmen zu lassen. Viele Frauen und Paare verschieben ihre Pläne auf später. Das können Pläne für einen Jobwechsel sein, weil sie ihren Job öde finden, aber jetzt vielleicht nicht wechseln wollen, damit sie dann wegen einer Schwangerschaft nicht ohne dastehen. Oder auch den Plan umzuziehen, weil die neue Wohnung vielleicht dann schon wieder zu klein ist.
Doch vielleicht ist gerade jetzt die Zeit dafür, etwas in deinem Leben zu verändern. Diese Veränderungen können deinem Leben eine positive Note geben, damit sich nicht alles um den unerfüllten Kinderwunsch dreht. Ein Angehen dieser Schritte bedeutet nicht, dass du deswegen leichter schwanger wirst. Sie können dein Leben aber ausgeglichener gestalten, so dass zur Trauer um dein Kind nicht noch mehr Frust oder Stress kommt. Ich wünsche dir den Mut dafür.
Achte auf dich.